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Der Darm als Schlüssel zum Glück – Gesundheit und Entspannung in der kalten Jahreszeit

Der Darm als Schlüssel zum Glück – Gesundheit und Entspannung in der kalten Jahreszeit

Veröffentlicht

06. Dezember 2022

Text 

Anika Jessen

Foto | kristina kast

Der Darm kann so einiges; unter anderem kann er Dich glücklich, gesund und entspannt durch die dunkle Jahreszeit bringen. Warum der Darm so eine große Rolle für dein Wohlbefinden spielt und was du tun kannst, damit er seine Sache gut macht, verrät Dir Anika Jessen in diesem Artikel.

Anika Jessen ist die Gründerin von achtmeter – eine Lernplattform, die dich auf deinem Weg zu einer gesunden Verdauung begleitet. Meine Arbeit fußt in der Grundüberzeugung, dass Gesundsein erlernbar ist – für jede:n von uns. Wenn du Lust hast, mehr darüber zu lernen, wie du deine inneren Organe massieren kannst oder wie du den Atem, deine Selbstreflexionsfähigkeit und den Tanz nutzen kannst, um deine Verdauung zu verbessern, schau doch mal vorbei.

Nach fast 10 Jahren Odyssee mit meinem eigenen Darm kam ein Moment, der rückblickend alles veränderte. Nach einer Woche Krankenhausaufenthalt stand ich im Regen an der Bushaltestelle des Krankenhauses und dachte: ich bin allein. Niemensch wird kommen und mich retten. Wenn ich meinen Reizdarm loswerden möchte, muss ich meine eigene Retterin werden!

Darm allmächtig

Der Darm ist bis zu 8 Meter lang, hat ausgebreitet eine Fläche von bis zu 2000 Quadratmetern und beherbergt mehr Mikroorganismen als wir menschliche
Zellen im ganzen Körper haben. Er hat sein eigenes Hirn – das sogenannte Bauchhirn – bildet unsere Immunzellen aus und sorgt für die Ausschüttung zahlreicher Hormone. Kein Wunder also, dass der Darm in ständigem Austausch mit einem Großteil unserer Körpersysteme und Organe steht. Zum Hirn hat er sogar eine direkte Verbindung über den Vagusnerv. Speed
Dial sozusagen!

Ohne Erkältung durch den Winter

So schön verschneite Wintertage mit klarem, blauem Himmel auch sein können, so sehr kann die fehlende Sonne und die Kälte auch eine Belastung für unseren Körper sein. Ohne ständige Erkältungen und Wehwehchen durch den Winter zu kommen, ist deshalb für viele von uns gar nicht so leicht!

Die Gesundheit des Darms spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Er bildet nicht nur unsere Immunzellen aus, sondern beherbergt auch rund 80 Prozent unseres Immunsystems. Ist der Darm also nicht fit, kann auch das Immunsystem nicht gut funktionieren. Zwei der häufigsten Gründe für einen geschwächten Darm sind eine schlechte Besiedlung und Entzündungen im Darm.

Die Mikroorganismen im Darm, das sogenannte Mikrobiom, spielt eine Rolle bei zahllosen Prozessen: Aufspaltung und Aufnahme von Nährstoffen und Produktion von Hormonen und Botenstoffen, um nur einige Beispiele zu nennen. Wenn der Darm dünn oder mit den falschen Bakterienstämmen besiedelt ist, können diese Prozesse nicht richtig ablaufen und führen langfristig zu allerlei gesundheitlichen Problemen. Die gute Nachricht ist: Du kannst deine Besiedlung durch deinen Lebensstil wesentlich beeinflussen!

Auch Entzündungen im Darm können durch zu viel Stress, eine darmunfreundliche Ernährung und weitere Faktoren, die wir selbst in der Hand haben, entstehen. Entzündungen im Darm sind wahre Energiefresser und gehen nicht selten mit einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwände einher. Ist der Darm erst einmal geschwächt, gelangen viel eher Gifte oder Bakterien in die Blutbahn und machen uns krank. Wie genau du deine Besiedlung fördern und Entzündungen vorbeugen kannst, erfährst du am Ende des Artikels.

Ciao Winterblues

Die Kälte und das fehlende Sonnenlicht im Winter können nicht nur zu Erkältungen, sondern auch zu depressiven Verstimmungen führen. Auch daran hat der Darm einen Löwenanteil. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass eine richtige Magen-Darm-Grippe mit Niedergeschlagenheit einhergeht? Wenn der Darm krank und wehrlos ist, sorgt er gemeinsam mit dem Hirn für eine depressive Verstimmung. So vermeidet er unnötige Kontakte zu Quellen von Krankheitserregern, wie z.B. andere Menschen. Immer mehr Studien der letzten Jahre zeigen, wie eng unsere mentale Gesundheit mit unserer Darmgesundheit zusammenhängt. Menschen mit einem Reizdarm erkranken schneller an Depressionen, Entzündungen im Darm gehen mit gesteigerten Ängsten einher und bestimmte Bakterienstämme werden in engem Zusammenhang mit Demenz betrachtet. Wenn du dieses Jahr also mit guter Laune in das neue Jahr starten möchtest, ist der Darm dein bester Freund!

Mit viel Ruhe durch die dunkle Jahreszeit

Wenn du dir wünschst, mit viel Energie für dich selbst und deine Liebsten in die Weihnachtspause zu starten und deine Ziele für 2022 mit viel Schwung anzugehen, führt auch hier kein Weg an deinem Darm vorbei. Paradoxerweise braucht es dafür vor allem eines: Entspannung. Zusammen mit den gedanklichen Vorgängen im Hirn und der Bewegung unseres Muskelapparats macht unsere Verdauung einen großen Teil unseres Kalorienbedarf aus. Das Suppenkoma und der Verdauungsschlaf haben also ihre volle Berechtigung. Ein gesunder Darm verbraucht schon bis zu 20 Prozent eines Lebensmittels bei der Verdauung. Ein kranker Darm ist allerdings wahrhaft ein schwarzes Loch für deine Energie!

Studien zeigen, dass Schlafprobleme, dauerhafte Erschöpfung und eingeschränkte Gedächtnisleistungen alle durch eine Verbesserung der Darmgesundheit verschwinden können. Auch hier sind Besiedlung und Entzündung zwei Hauptfaktoren. Während wir im Sommer »all out and about« sind, geht es im Winter um Rückzug. Die Kälte draußen lädt zur Innenschau ein und genauso wie der Kontakt und die Sonne, ist auch die Ruhe und Langsamkeit entscheidend für den Darm. Unser Parasympathikus, auch der sogenannte Entspannungsnerv, sorgt für die Produktion von mehr Speichel und Magensäure, regt die Produktion der Gallensäure an und bringt die Darmbewegung (Peristaltik) in Schwung. Viele gute Gründe, die winterliche Einladung zum Entspannen anzunehmen.

„Während wir im Sommer ›all out & about‹ sind, geht es im Winter um Rückzug.“ – Anika Jessen

Tipps für die dunkle Jahreszeit

Tipp 1: Ab in die Natur
Studien zeigen, dass Menschen, die viel Zeit in der Natur verbringen, eine deutlich bessere Darmbesiedlung haben. Im Wald gelangen Bakterien beispielsweise aus dem Waldboden in die Luft und können so von dir eingeatmet werden.

Tipp 2: Soziale Kontakte pflegen
Die Anzahl guter Bakterien im Darm steigt fast 1:1 mit dem Kontakt zu Tieren und Menschen. Studien zeigen inzwischen, dass unsere Darmbesiedlung nach einiger Zeit der unserer Mitbewohner:innen gleicht. Mein Tipp: ab jetzt vor dem ersten Date eine Darmbesiedlungsanalyse zeigen lassen! Oder einfach möglichst viel mit dem gesündesten Menschen aus deiner Familie kuscheln. 😉

Tipp 3: Ballaststoffe essen
Wenn du nicht gerade einen Reizdarm oder eine Fehlbesiedlung hast, freut sich dein Darm über eine ballaststoffreiche Ernährung. Ballaststoffe werden nicht vom Körper aufgenommen, sondern dienen den Mikroorganismen in deinem Darm als Futter. Sie kommen vor allem in Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Kernen und Samen vor.

Tipp 4: Nahrungsmittelunverträglichkeiten aufdecken
Viele Entzündungen gehen auf unbekannte Unverträglichkeiten und Allergien zurück. Mithilfe eines Ernährungstagebuchs kannst du diese leicht herausfinden und die betroffenen Lebensmittel eine Zeit lang meiden. Ist der Darm wieder in Schwung, verträgt er häufig auch wieder mehr Lebensmittel.

Tipp 5: So naturnah wie möglich essen
Jeder Darm ist unterschiedlich. Es gibt nicht die eine darmfreundliche Ernährung! Trotzdem liebt jeder Darm Nahrungsmittel, die möglichst naturbelassen sind, v.a. regionale und saisonale Lebensmittel, die biologisch angebaut wurden.

Tipp 6: So unverarbeitet wie möglich essen
Wir beginnen gerade erst zu verstehen, was Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker, Süßungsmittel oder Haltbarkeitsmacher mit unserer Darmflora anstellen! Mein bester Tipp für einen gesunden Darm: Iss Lebensmittel, die nur einen einzigen Inhaltsstoff haben.

Tipp 7: Ab in den Dreck!
Studien zeigen, dass Kinder, die ohne Spülmaschine aufwachsen, viel seltener Allergien entwickeln als Kinder, die in einer sehr sterilen Umgebung aufwachsen. Wasch dir die Hände, wenn du aus der U-Bahn kommst, aber hol dir ruhig mal ein Küsschen von deinem Nachbarshund ab.

Tipp 8: Setz dich der winterlichen Kälte aus
Unser Körper wurde viele Jahrtausende dazu perfektioniert, sich mit der Natur/Jahreszeiten zu bewegen. Methoden wie das Fasten oder die Wim Hof-Atmung zeigen, wie wichtig es für Körper und Psyche ist, aus unserer Komfortzone herauszutreten. Denn dahinter liegt die Lernzone – auch für unser Immunsystem.

Tipp 9: Übertreib es nicht!
Gib deinem Immunsystem Zeit! Genauso wie du nicht an einem Tag Einradfahren lernst, braucht auch dieses einige Zeit und Wiederholungen, um zu lernen. Dein Darm rettet dir jeden Tag einige Male das Leben, indem er viele Formen von Krankheitserregern und Giftstoffe unschädlich macht, die du mit der Nahrung aufnimmst. Zeig dich erkenntlich, in dem du gut für ihn sorgst!

Tipp 10: Entspann dich!
Ob in der Sauna oder beim Schlafen, Sonntags auf der Couch beim Lesen oder beim Meditieren im Kerzenschein: Entspann dich! Und mach dich nicht verrückt, wenn das Weihnachtsessen mal nicht vegan, glutenfrei, zuckerfrei, bio und histaminarm ist. Fokussiere dich lieber darauf, dass du deine liebsten Menschen um dich herum hast, die dir jede Menge gute Bakterien für deine Besiedlung oder Training für dein Immunsystem bescheren.

Fazit

Auch wenn meine Erkenntnis, dass ich alleine bin und meine eigene Retterin werden muss, mein Leben radikal zum Positiven verändert hat, habe ich heute eine andere Sichtweise. Zu denken, ich wäre alleine, während ich Billionen von Mikroorganismen mit mir herumtrage, ist weit gefehlt. Und mir einzubläuen, ich müsste mich selber retten, während mein Darm mir täglich einige Male das Leben rettet, ist nun wirklich nicht fair! 

Es ist Zeit, dass wir anfangen, unseren Darm zu respektieren. Es ist an der Zeit, dass wir uns genug Zeit für die Verdauung und Verarbeitung unseres Lebens einräumen. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Intuition und unser Menschsein zulassen – das größte Geschenk, das wir uns selbst machen können.

 

Eure Anika

Credits

Foto –  Kristina Kast, Isabel Winckler

Text – Anika Jessen

Amazone

Instagram – achtmeter

Web – achtmeter.de

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Körper

Jede dritte Frau – Wie sich Natascha Sagorski für den gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten einsetzt

Jede dritte Frau – Wie sich Natascha Sagorksi für den gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten einsetzt

Veröffentlicht

24. August 2022

Text 

Stine Albers

oben im bild | Stine albers

Jede dritte Frau erlebt eine Fehlgeburt. Die meisten verlieren ihr Kind noch vor der 12. Schwangerschaftswoche (SSW). Doch selbst bis zur 23. SSW haben Frauen in Deutschland kein Recht auf Trauerurlaub oder Mutterschutz – das bedeutet, kein Recht auf Krankschreibung, kein Recht auf Pause, keine Recht auf Trauer und insbesondere keine Rechte als Mutter. Mit ihrem Buch „Jede dritte Frau“ und ihrer Petition für einen gestaffelten Mutterschutz will Natascha Sagorski aufklären und vor allem eines: Dinge verändern!

Als Natascha 2019 die Worte „Ich finde leider keinen Herzschlag“ hört, stockt ihr der Atem. Aus dem nichts zerfällt ihre Welt in tausend Teile, ohne jegliche Vorwarnung und ohne Halt. Dieser Moment haut sie um. Obwohl Natascha mit Reden ihr Geld verdient, verschlägt es ihr in der Zeit nach der Fehlgeburt die Sprache.

fotos | nina andre

Jede Dritte Frau – ein Buch über Fehlgeburten

Mittlerweile hat sie ihre Worte wiedergefunden. Und nicht nur das: Sie sammelt Stimmen. Natascha möchte verbinden und connecten. In ihrem Buch „Jede dritte Frau“ bringt sie die Geschichten von 25 Menschen zusammen, die alle eine oder mehrere Fehlgeburten durchleben mussten. Es ist unglaublich bewegend, wie eine Diagnose 25 vollkommen unterschiedliche Erfahrungsberichte lostritt, die sich am Ende doch alle in Gefühlen von Einsamkeit und Trauer wiederfinden. Auf der einen Seite steht eine höchst intime und individuelle Situation, auf der anderen ein kollektives Empfinden von Überforderung, Schmerz und Alleinsein.

Es sind genau diese wiederkehrenden Gefühle, die Natascha unfassbar wütend machen und über das Buch hinaus antreiben, etwas verändern zu wollen. Jede Fehlgeburt bleibt ein einschneidendes, niederschmetterndes Erlebnis. Doch es gibt Stellschrauben, mit denen die Rahmenbedingungen für betroffene Eltern und insbesondere Mütter sich erheblich verändern könnten.

Denn eines steht fest: Zwei Menschen, die sich von ihrem ungeborenen Kind verabschieden müssen, sind Eltern. Eine Frau, die eine Fehlgeburt hat, ist eine Mutter – und bleibt es auch, egal wie lange das Herz ihres Babys geschlagen hat.

Fehlgeburten: Eine harte Grenzziehung funktioniert hier nicht

Neben der unbeschreiblichen Traurigkeit hat sich bei Natascha noch ein anderes Gefühl breit gemacht, das für viel Antrieb sorgt: Es ist Wut. „Ich bin jeden Tag schockiert“, sagt sie. Denn wegen ihres Buches und nach zahlreichen Interviews in Magazinen wie dem Spiegel und dem Stern, sowie mehreren Auftritten im Frühstücksfernsehen, erreichen Natascha tagtäglich Nachrichten von Frauen, denen das gleiche passiert ist. Vor allem melden sich Frauen bei ihr, mit denen in dieser Situation scheiße umgegangen wurde.

Wieso muss eine Frau, die ihr Kind verliert, um eine Krankschreibung betteln? Wieso weiß ich als Frau nicht über meine Optionen Bescheid? Wieso werde ich als Frau in der Regel nicht ausreichend darüber informiert, dass es die Möglichkeit einer stillen Geburt gibt, dass ich als Betroffene einen Anspruch auf eine Hebamme habe, sogar während und nach der Fehlgeburt, oder dass es Möglichkeiten gibt, das winzig kleine Baby zu bestatten? Vor allem jedoch muss ich als Frau dringend darüber aufgeklärt werden, dass es durchaus Anlaufstellen für schnellen und akuten psychologischen Beistand gibt, beispielsweise bei ProFamilia.

Häufig kehren betroffene Frauen gezwungenermaßen zu früh zurück in den Arbeitsalltag. So bleibt oft nicht ausreichend Zeit, das Geschehene zu verarbeiten. Es ist demnach kein Wunder, dass viele von ihnen in der Folge an Depressionen erkranken und dadurch oft sogar länger ausfallen, als wäre ihnen von Anfang an der Raum und das Netz geboten worden, um richtig aufgefangen zu werden.

Eine Frau erzählt Natascha davon, dass sie ein totkrankes Kind im Bauch trägt. Dieses Kind wird nicht überleben. Dennoch hofft die Betroffene inständig, dass ihr Baby bis zur 24. SSW durchhält, damit sie ein Recht auf Mutterschutz hat. Das absurde dabei: In der 23. SSW ist eine Frau fast ein halbes Jahr schwanger, aber am Ende entscheiden 24 Stunden darüber (zwischen 23. SSW und 24. SSW), ob sie vor dem Gesetz eine Mutter ist oder nicht. Ob sie im Ernstfall Anspruch auf 18 Wochen Mutterschutz hat. Die Frage nach der Logik kann hier nur mit einem Kopfschütteln beantwortet werden. Es ergibt schlicht keinen Sinn, beim Thema Fehl- und Totgeburten eine dermaßen harte Grenzziehung vorzunehmen. So werden allen Schwangeren bis zur 24. SSW jegliche Chancen auf Schutz verwehrt. Eine derartige Schwarz-Weiß-Mentalität ist in diesem Fall absolut unangebracht.

Gestaffelter Mutterschutz bei Fehlgeburten

Aus diesem Grund setzt sich Natascha für einen gestaffelten Mutterschutz ein und hat Anfang 2022 eine Petition gestartet. Denn warum sollte es keinen gestaffelten Schutz geben, auch für Frauen die vor der 24. SSW ihr Kind verlieren?

„Fehlgeburten sind negativ besetzt: Und Politik scheut sich vor negativ behafteten Themen – wieso, das frage ich mich auch!“ – Natascha Sagorski

Es ist kein Wunder, dass Frauen in Deutschland schlecht Bescheid wissen, wenn die Strukturen von oben für umfassende Aufklärung schlicht nicht gegeben sind. Wenn ein:e Gynäkolog:in erst nach dem Diagnoseschlüssel suchen muss, obwohl Fehlgeburten statistisch gesehen absolute Normalität sind, dann spricht das Bände über ein Problem im System.

Mit ihrer Petition möchte Natascha bewirken, dass eine Expert:innenkomission den Ist-Zustand kritisch begutachtet und gleichzeitig neue Ansätze für eine Staffelung und die Höhe des Mutterschutzes entwickelt. Sie fordert außerdem, dass dieser Mutterschutz ein Angebot des Staates ist, und für die Frau nicht verpflichtend. Dass eine Krankschreibung allein im Ermessen des:r behandelnden Mediziner:in liegt, da ein Kind unter 500 g Körpergewicht laut Gesetz nicht als Mensch gilt, und eine Frau daher nicht als schützenswerte Mutter, ist ein unzumutbarer Zustand.

Fehlgeburten sollten zum Allgemeinwissen gehören

Natascha ist enttäuscht von der Gleichgültigkeit der Politik. Während die mediale Aufmerksamkeit für das Thema funktioniert und gut aufgenommen wird, passiert politisch wenig. Auf viele Anfragen und Einladungen zum Austausch gab es nicht mal eine Absage. Das Bayrische Gesundheitsministerium wollte kein Statement abgeben. Von einem grünen Familienministerium erwarte sie mehr, sagt Natascha.

Doch von kleineren und auch von den größeren Hürden lässt sich Natascha Sagorski nicht abschrecken. Ihr Wille und ihre Motivation treiben sie an. In einer idealen Zukunft sollen alle Frauen, beziehungsweise Eltern, über die Häufigkeit von Fehlgeburten, den medizinischen Umgang mit diesen und anschließende potenzielle Anlaufstellen für Hilfeleistungen aufgeklärt werden. Das Thema soll zum Allgemeinwissen gehören, insbesondere damit Frauen Versagens- und Schuldgefühle ablegen und sich nicht mehr wie Einzelfälle fühlen müssen.

Bevor sie ihr Buch schrieb und auch als sie sich für eine Petition entschied, hatte Natascha Respekt vor Triggern und dem schmerzhaften Aufreißen alter Wunden. Neben viel Frust, langen Abenden und dem nicht immer leichten Jonglieren von Presseterminen, Interviews und dem Alltag mit zwei kleinen Kindern, bleibt am Ende vor allem eins: Mut. Jede einzelne Nachricht von jeder Frau gibt Natascha Kraft. Durch ihre Arbeit erlebt sie immer wieder einen wundervollen Austausch mit ganz verschiedenen Menschen, die sie bestärken und motivieren, weiterzumachen.

Denn das Thema ist relevant, und wird es bleiben. Es geht dabei um Frauenrechte, es geht um die Würde, die Anerkennung und den Respekt vor dem Frau sein und dem weiblichen Körper. „Wenn ich mich nicht laut mache, dann macht es keiner“, sagt Natascha. Und sie ist laut, und wird immer lauter.

 

Petition – Einführung eines gestaffelten Mutterschutzes. Frist: 20.09.2022

Natascha Sagorski sammelt Stimmen und Geschichten.

Erst für ihr Buch. Jetzt für die Petition. Wir vom AMAZONEN Magazin sind unfassbar stolz, sie hierbei unterstützen zu dürfen und wollen bei diesem wichtigen Thema am liebsten so laut es nur geht mitbrüllen. Den Link für die Petition findet ihr im Text und sonst auch nochmal hier. Wir freuen uns, wenn ihr Frauen dabei helfen möchtet, mehr Rechte auf Schutz nach Fehlgeburten zu bekommen.

Credits

Fotos –  Lena Augustin

Text – Stine Albers

Amazone

Instagram – natascha_sagorski

Buch – Jede 3. Frau

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Körper

One-on-One Tanzsession mit Sophie Sollmann

One-on-One Tanzsession mit Sophie Sollmann – Tanz als Schlüssel zu Stärkung der Selbstwahrnehmung

Veröffentlicht

06. August 2022

Text 

Nina Andre

oben im bild | sophie sollmann

Bei dieser bewegenden Begegnung gibt mir Sophie als professionelle Tänzerin, wertvolle Impulse und Übungen an die Hand. Es gibt keine einstudierten Choreographien. Vielmehr eröffnet sich im begleiteten, intuitiven Fließen ein ganz neuer Raum zur gestärkten Selbstwahrnehmung, Verbindung zum eigenen Körper und damit Selbstbewusstsein.

Ich tanze seit ich klein bin und liebe es, mich zum Rhythmus zu bewegen. Aus anfänglich spielerischen Kinderballettstunden wurde ziemlich schnell Ernst. Mehr Stunden, mehr Perfektion, mehr Vergleich. Der Erfolg, mit einer Tanzgruppe auf Wettkämpfe zu gehen und Preise abzusahnen, war der Höhepunkt. Danach ging es erstmal bergab. Viele Tränen sind in Stunden von langem Training geflossen. Verzweiflung und Schmerzen haben letztendlich die Freude am Tanz vertrieben. Mit 16 Jahren habe ich meine Tanzschuhe in die Ecke gepfeffert und aufgehört. Es hat gereicht. Ich wollte davon nichts mehr wissen.

Das Nachtleben hat meine Leidenschaft auf neue Art und Weise entfacht. Unzählige Nächte habe ich zu Technobeats durchgeravet und empfand diese Erfahrung als sehr berechtigtes Ventil in meinem damalig stressigen Schulalltag. Im Studium und auf Reisen blieb wenig Zeit für das Tanzen. Es war weiterhin etwas, was ich sehr sporadisch auf Festivals zelebriert habe.

Jetzt, mit 28 Jahren, spüre ich diese aufkeimende Lust, mich wieder dem Tanz, als meiner ganz persönlichen Sprache und Ausdrucksform, zu widmen. Es ist, als würde ich einer alten Freundin ganz neu Begegnen.

oben im bild | nina andre

Ich freue mich deshalb riesig, dass die professionelle Tänzerin Sophie Sollmann auf uns AMAZONEN zugekommen ist. Sie lädt mich zu sich nach Wien ein, um eine 1:1 Tanzsession bei ihr als Bewegungscoachin zu machen. Es geht dabei nicht um Choreographien oder perfekte Formen, sondern vielmehr ums Sein und darum, durch die Verbindung zum eigenen Körper mehr Selbstbewusstsein und Erfüllung zu spüren.

„Tanzt, Tanzt, Tanzt sonst sind wir verloren.“ – Pina Bausch

*Frauen in all ihrer Diversität

Ich treffe auf eine strahlend schöne Frau. Sophie, so steht sie da. Mit leichtem Fuß begleitet sie mich ins Gasometer. Der aktuelle Standort ihrer Tanz-Räumlichkeiten. Offen und interessiert tauschen wir uns über ihren persönlichen Weg und dieses Gebäude aus. Und schon geht es los: Raus aus der Alltagskleidung, rein in die Leggings. Es darf bequem sein. Ein großer, leerer, mit Spiegeln verkleideter Raum empfängt mich. Bis auf Ballettstangen, einen Stuhl und ein kleines Mischpult gibt es hier nichts. Genau diese Leere empfinde ich als besonders anziehend. Allein der Anblick dieses großen Raumes lässt mein Herz höher schlagen. Er weckt in mir ein Bedürfnis, nachdem ich mich schon lange sehne: Mich auszubreiten.

Zum Ankommen setzen wir uns erstmal. Sophie fragt mich, wie es mir geht und warum ich hier bin. Ich empfinde diese Fragen als intim und schön. Ich fühle mich sofort willkommen. Sie gibt mir behutsam die Zeit, in Ruhe zu antworten. Ich möchte mich und meine Bedürfnisse spüren. Ich möchte lernen, den Raum einzunehmen und mich intuitiv, ohne Gedanken an Perfektion und Aussehen, zu bewegen und damit mir und meinen Körper ein Stück näherzukommen. Ich möchte lernen, Gefühle durch Bewegung besser verarbeiten zu können.

Sophie erzählt mir auch etwas von sich. Sie hat sich für eine professionelle Tanzausbildung in Los Angeles, USA, entschieden und möchte als Tänzerin in Videos, Shootings und auf Bühnen der Welt mitwirken – tut dies schließlich auch. Dann kommt die Corona Pandemie und auch die Showbusiness-Blase platzt. Wie in so vielen anderen Branchen, spürt Sophie eine Leere. Der Boden, den sie sich aufgebaut hat, wird ihr unter den Füßen weggerissen. Sie entschließt sich, zurück in ihre Heimat Wien zu gehen. Dort nutzt sie die ruhige Zeit, um ihre Perspektiven zu reflektieren und sich für alternative Wegen zu öffnen. Sie fängt an, Tänzerinnen aus Wien in one-on-one Tanzsessions zu coachen. Dabei geht es ursprünglich um Bewegung, Form, Ausdruck und Verbesserung. Doch dabei merkt sie schnell, was alle Teilnehmerinnen verbindet: einen geringen Selbstwert, Selbstzweifel, Perfektionismus-Gedanken und das Meiden des Blickes in den Spiegel. Sophie kennt diese Gefühle nur zu gut. Sie hat selbst Jahre lang unter Perfektionismus, Selbstzweifeln und dem Vergleich mit anderen gelitten. Die Tanzbranche ist ein hartes Pflaster. Mensch wird extrem auf Äußerlichkeiten, Form und Haltung reduziert. Sich davon in gesundem Maße abzugrenzen ist eine wahre Herausforderung.

Sophie hat es geschafft, ihre Individualität als Stärke zu sehen und möchte mit ihren Tanzcoachings auch andere Frauen* dazu bewegen, ihr volles mentales und körperliches Potential auszuschöpfen und sich wohl im eigenen Körper zu fühlen.

Ich bin aufgeregt und etwas unsicher, was mich erwartet. Ich habe lange nicht getanzt. Sophie setzt sich auf den Stuhl und sagt mir, ich solle erstmal in der Mitte des Raumes ankommen. Sie stellt die Musik an und ich merke, wie eine große Anspannung abfällt. Ich entfalte mich schneller als gedacht und nutze den Raum, um mich auszutoben. Tanze und wirble durch die weite Leere. Immer wieder während unserer Session stoppt Sophie die Musik, gibt mir Impulse und weitere Aufgaben.

„Tanze und wirble durch die weite Leere.“ – Nina Andre

Faszinierend, wie präzise sie mich und meinen Körper lesen kann. Sie beobachtet mich achtsam und gibt wertfreie Inputs, die mich ganz schön tief ergreifen. Ich bin schnell und ungeduldig in meinen Bewegungen. Ja, diese Art spiegelt auch mein Verhalten im Alltag wieder. Geduld ist nicht meine Stärke, gestehe ich mir ein. Sophie gibt mir verschiede Aufgaben zum Thema: Isolierte und kontinuierlich fließende Bewegungen der Körperteile und die Kunst, langsam zu tanzen und mir Zeit zu lassen. Dieses Spannungsfeld aus Bewegen und Halten ist eine neue Herausforderung für mich. Ich merke, wie ich hier an Grenzen stoße, die ich sonst erfolgreich vermieden habe. Ich mag das Gefühl, spielerisch neue Winkel meines Körpers und meiner Wahrnehmung zu erkunden.

Danach kommt das Thema Spiegel zur Sprache. Der Blick in den Spiegel ist für mich meist mit Makeln, Kritik und Verbesserung verbunden. Intuitiv schließe ich meine Augen beim Tanzen, um mich und die Musik besser zu spüren. An sich eine schöne Sache, aber es geht um die veränderte Beziehung mit dem eigenen Spiegelbild. Ich blicke mir selbst für einige Zeit in meine Augen. Dort erkenne ich viel Stärke und unterschiedliche Bedürfnisse. Meine lauten und leisen Aspekte sagen „Hallo“ und möchten gesehen werden. Vielleicht sehne ich mich gar nicht danach, den Raum zu erfüllen und mich wild auszudehnen. Ich sehne mich danach, all meine Anteile, auch die Leisen, Langsamen und Ruhigen, sowie die Lauten, Schnellen und Wilden nach Außen zu tragen. Ich möchte mich authentisch und selbst-bewusst zeigen.

Abschließend tanze ich noch einmal frei, wie zu Beginn der Stunde. Diesmal ganz anders als das impulsive, wilde Auslassen zum Anfang. Ich bin bei mir, verbinde schnell mit langsam und fühle mich unfassbar wohl in meiner Haut. Sophie ist auch begeistert. Wir strahlen uns an und ich spüre, wie mich eine Welle der Dankbarkeit überrollt.

Danke Sophie, für diese einzigartige Erfahrung, für deine Impulse und Denkanstöße. Diese Minuten mit dir werden mich noch einige Wochen und Monate begleiten.

Nina

*unbezahlte Werbung | Herzensempfehlung

Lust auf mehr?

Wenn ihr Lust auf eine Session mit Sophie in Wien habt, findet ihr hier mehr Info’s zu ihr und ihrer Vision. Egal ob mit oder ohne Tanzerfahrung, diese Begegnung ist einzigartig und super individuell auf eure Bedürfnisse abgestimmt.

Seit Juli 2022 bietet Sophie das 6-monatige transformative 1:1 Programm Secret Attraction an. Es geht, wie es der Name schon verrät, um all das anzuziehen, was mensch für sich selbst und das Leben wünscht. Der Slogan des Programms ist „From endless inner security and critique to abundant self love and clarity – learn what it takes to finally accept yourself, get rid of what holds you back, embrace your femininity and uplevel your life according to your visions!”.

Dieses Programm zeichnet sich durch die eben beschriebene, tiefe individuelle Begleitung aus. Die einzigartige Komponente ist die Verbindung von modernem Tanz, Seelenarbeit und mentaler Bestärkung. Dies ist auch ohne Sitz in Wien möglich – da die Option einer online-Begleitung besteht.

Damit wünsche ich Euch viel Spaß beim Tanzen und Bewegen. Bis bald!

Credits

Fotos –  Kerstin Hammerschmid, Laura Patricia Most

Text – Nina Andre

Amazone

Web – sophieoskar.com

Instagram – sophie_sou

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Körper

Mein PMS & eine kleine Anleitung zur Selbststudie?

Als ich für meinen zweiten Artikel über das Thema prämenstruelles Syndrom (PMS) recherchierte, fiel mir auf, dass ich die Literatur insgeheim nach einem Heilmittel durchsuchte… Ich wollte was finden, was mir helfen könnte mein PMS ein für alle Mal loszuwerden. Als wäre PMS haben eine Krankheit, die es zu bezwingen gilt. Aber was – fragte ich mich dann – wenn PMS einfach dazugehört für manche Frauen dieser Welt – mich eingeschlossen? Kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dass es gar keine Lösung gibt für dieses ständig wiederkehrende Problem

Vielleicht würde Linderung einkehren, wenn ich wüsste, was da genau jeden Monat auf mich zukommt, damit ich entsprechend reagieren kann? Denn obwohl ich mich jetzt schon mehr als die Hälfte meines Lebens damit rumschlage, so richtig befasst mit meinem PMS habe ich mich noch nie; und ich stelle jetzt mal die gewagte These auf, dass ich damit nicht alleine bin. In alter Wissenschaftsmanier also habe ich mit einer Feldstudie begonnen; als Forschungsobjekt nahm ich natürlich mich selbst und legte los mit Fragestellung Nr.1:

_ _Was genau ist eigentlich mein Problem in der lutealen Phase nach meinem Eisprung? 

Es gibt nämlich sage und schreibe 300 verschiedene Symptome, die auf PMS zurückzuführen sind; 20 davon werden als „Kernsymptome“ bezeichnet wie beispielsweise Stimmungsschwankungen, innere Unruhe, Brustspannen oder Müdigkeit. 
Sind die Symptome bei mir nur körperliche, oder merke ich auch psychisch eine Veränderung? Wichtig für mich war auch erst einmal zu unterscheiden, wo ich – und zwar ich allein – eine Problematik sehe und nicht meine Umgebung, die Gesellschaft, mein Partner oder sonst wer.

Um dem auf den Grund zu gehen, habe ich einen Tipp aus dem sehr speziellen Buch „Der rote Mond“ von Miranda Gray befolgt; nämlich drei Monate lang aufzuschreiben, was in mir vorgeht, welche Träume ich habe, welche Veränderungen ich an mir wahrnehme etc. 
Spannen meine Brüste? Bekomme ich Pickel und wenn ja, wo? Bin ich gereizt, weine ich schneller? Welche Themen beschäftigen mich? Habe ich Krämpfe, merkwürdige Gelüste? Die Liste ist endlos und der Phantasie ist keine Grenzen gesetzt. Drei Monate sind allerdings eine lange Zeit, ich habe mehrere Anläufe gebraucht und komplett lückenlos ist mein Logbuch bei weitem nicht, aber es war sehr interessant und schon fast lustig sich zu beobachten. Zu bemerken, dass da – pünktlich wie die Eieruhr – an Tag 21 ein Schalter umgelegt wird bei mir und KABOOM ich futtere wie ein Scheunendrescher und habe keinerlei Sättigungsgefühl oder KABOOM an Tag 23 weine ich schneller und spüre diese innere Spannung und Unruhe. 

Ich erkannte recht schnell ein Muster, aber was damit anfangen? Wenn ich es nicht ändern kann, was bleibt mir dann? Dieses „Akzeptieren und Loslassen“, von dem man in jedem 0815-Blog liest, funktioniert – bei mir zumindest – nicht. 

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_ _Also, was könnte mir persönlich denn helfen bei welchem Symptom?

Alle Behandlungsansätze gegen das PMS – sei es nun Akupunktur, Antidepressiva nehmen oder eine Ernährungsumstellung durchzuführen – haben eins gemeinsam: Sie helfen niemals ALLEN Frauen, die an den Studien teilgenommen haben. PMS ist multifaktoriell und wird von jeder Frau individuell wahrgenommen. Die Wissenschaft weiß bis heute nicht, was genau PMS verursacht; mit Sicherheit aber hat es mehrere Ursachen. 

Als ich nun meine kleine Symptomtabelle aufgestellt hatte, habe ich mich erstmal mit den körperlichen Reaktionen auseinandergesetzt. Gegen meine Krämpfe und Übelkeit am 1.Tag meiner Periode nehme ich täglich Eisen/Vitamin C, B12 sowie Omega3 in Form von veganen Kapseln. Gegen mein fettiges Haar zwischen Tag 16 und 20 hilft einfach öfter waschen, gegen das aufgebläht sein helfen Flohsamenschalen und weniger Milchprodukte verzehren. Fettige Haut wird mit milder Waschlotion bekämpft und Fressattacken werden einfach zugelassen und zelebriert. 

Schwieriger ist es mit der psychischen Komponente umzugehen. Denn a) muss man dafür wenigstens ein bisschen in Kontakt mit seinen Gefühlen sein und b) tut genaues Hinschauen manchmal auch ziemlich weh und ist unangenehm.

Nervt mich mein Partner wirklich nur, weil ich grad PMS habe oder passen wir einfach nicht (mehr) zusammen? Liege ich im Bett und weine mir die Augen aus, weil es grad „diese Zeit im Monat ist“ oder sitzt da die Verlustangst oder klopft das innere Kind an meine Tür der Erkenntnis? Man muss ehrlich zu sich sein und gucken, ob etwas Anderes dahintersteckt als „nur“ PMS.
Man kann für sich klären, ob man vielleicht Hilfe braucht, um diese Fragen auf den Grund zu gehen. Ich habe es getan und kann es jedem nur wärmstens empfehlen. Es ist sehr heilsam jemand professionellen in Form von Therapeut*in oder Coach*in an seiner Seite zu wissen, der/die einen unterstützt. 

Außerdem habe ich erst beim genauen Hinsehen festgestellt, wie kontrolliert ich von meinem Zyklus tatsächlich bin. Das hat mich erstmal extrem genervt! Ich fand es unfair, dass manche Frauen gar keine Rücksicht auf ihren Zyklus nehmen müssen und immer funktionieren.

Nachdem ich aber bemerkt hatte, wie gut es mir tut in dieser Zeit mehr auf meinen Körper zu achten und darauf was er will, habe ich mich damit arrangiert, dass ich erst auf meinen Zykluskalender schaue, bevor ich irgendetwas plane. In der 2. Zyklushälfte brauch ich kein Urlaub/Festival planen, Wildwasserraftingkurs belegen oder mit meiner Mutter telefonieren, weil ich dann nur Themen anspreche, bei denen wir uns mächtig fetzen und ich keine Kapazität dafür habe, jemand anderen aufzufangen. Wohingegen, wenn ich meinen Bedürfnissen nachgebe, ich mich besser fühle und das ist das Wichtigste.

Im Nachhinein betrachtet löste sich mein Haupt-Unbehagen in dem Moment auf, in dem ich nicht mehr ohnmächtig zusehen musste, wie mich die Welle namens PMS Monat für Monat für ein paar Tage überrollt. Selbstwirksam meine Situation zu verändern, gibt mir das Gefühl von Kontrolle zurück. Es ändert zwar nicht viel an meinen Symptomen, aber die Grundstimmung, mit der ich in mein PMS reinschippere, ist eine völlig andere!

Zum Schluss habe ich die oben genannten Tipps noch zu einer kleinen Anleitung zusammengestellt; vielleicht hilft es ja der ein oder anderen da draußen: 
  1. Überwache deinen Zyklus mittels App/Kalender
  2. Schreibe möglichst jeden Tag auf, wie dein Körper sich anfühlt. Wenn man „PMS Symptome Liste“ bei Google sucht, bekommt man schon den ein oder anderen Gedankenanstoß, aber selbst wenn dein Symptom nicht dabei ist…so what? Das heißt nicht, dass es nicht da ist! Schreib es gerne auf!
  3. Sortiere deine beobachteten Veränderungen in körperlich und/oder psychisch
    Mach dir zwei Listen, sortiere deine Symptome und reagiere symptombasiert. Bespreche dich mit deiner/m Gynäkologin/en; vielleicht hat sie/er ja einen Rat? Wenn er/sie dich in deiner Suche nicht ernst nimmt oder nicht unterstützt, wechsle die Praxis!
  4. Probiere einfach ein bisschen herum. Es gibt so viele unterschiedliche heilende und unterstützende Mittel: Schüsslersalze, Antidepressiva, Tees, Pflanzenheilkunde, Spurenelemente, Akupunktur, Schröpfen, Sport machen, faul sein… Schau einfach, wie es dir dabei geht. (Wenn du magst, lies meinen ersten Artikel zu dem Thema durch, da hab ich ein paar hilfreiche Hinweise ausführlicher besprochen).
  5.  Sei ehrlich und liebevoll zu dir selbst: 
    Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber es hilft! Wenn du die Notwendigkeit siehst, suche dir „professionelle Hilfe“/jemanden, mit dem du dich auf die Reise in dein Innerstes machen willst. Es wartet so viel auf dich! Schau hin, was dir deine Gefühle zu sagen haben. Sei mutig und lebe sie aus! Weinen unterdrücken oder Wut zurückhalten kostet so viel Energie. Kurz mal einen Karton zertreten, in ein Kissen schreien oder zu weinen ist schneller vorbei als man denkt.  Geh Sport machen oder auch Wildwasserrafting meinetwegen, aber sei liebevoll zu dir, wenn du nicht performen kannst oder die Angst zu groß ist. Denn, attention please, abgedroschene Weisheit numero due: Es geht vorbei!

Viele Grüße
Eure Annabel

  • Omega-3: 1 Kapsel täglich à 50 mg Omega-3 Fettsäuren/Kapsel (250mg DHA und 125mg EPA)
  • B12: 500µg Vitamin B12
  • Eisen/VitC: 20mg Eisen aus Eisenbisglycinat und 40mg natürlichem Vitamin C
  • CERES Alchemilla Urtinktur

Quellen

  • Halbreich et al., 1982: The diversity of premenstrual changes as reflected in the Premenstrual Assessment Form
  • Hamilton et al., 1984: Premenstrual Mood Changes: A Guide to Evaluation and Treatment 
  • Halbreich et al., 2003: The etiology, biology, and evolving pathology of premenstrual syndromes
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Weibliche Lust – Die Lust à la Frau

Schwerer Atem.
Zarte Liebkosungen.
Ein stöhnendes Verlangen.
Heißer Schweiß umhüllt vibrierende Haut.
Köstliches Zittern rauscht durch deinen gesamten Körper.
Kreisende Bewegungen mit einem Auf und Ab, Links und Rechts, Rein und Raus.
Den Rücken gewölbt.

Die Augen funkelnd.
Süße Befriedigung ungezähmter Ekstase.

…wird es hier gerade heiss?

Hmmm…vielleicht liegt es daran, dass wir heute in die Lust eintauchen?
In die WEIBLICHE LUST um ganz genau zu sein.

Die Skepsis gegenüber dem weiblichen Orgasmus ist ziemlich modern und scheint eine Viktorianische Kreation zu sein. Weiter zurückgehend in der Geschichte sehen wir offene, künstlerische Darstellungen von Frauen, die Sex genießen und sogar einen Orgasmus haben – und das geht zurück bis zu den alten Griechen.
Nur um es zu wiederholen: tatsächlich sind Frauen zu sehen, die einen Orgasmus haben.

Das lädt förmlich zu einem Vergangenheitstauchgang ein… Lasst uns mal einen Sprung dorthin machen. 

Geheime Schriften überliefern, dass in den späten 1800er Jahren die Befriedigung von Frauen eine höhere Priorität hatte als ein sauberer Fußboden. Wenn Frauen zu lange unbefriedigt in ihrem sexuellen Verlangen schmoren mussten, wer weiß, was da hätte passieren können? Möglicherweise besaßen Frauen keine Spur von Selbstbeherrschung?

Gemäß der viktorianisch-medizinischen Gemeinschaft, dem damaligen Stand der Wissenschaft, der psychiatrischen Gemeinschaft und mehrerer Verhaltensforscher musste eine sexuell frustrierte Frau sofort versorgt werden.
Das Ironische dabei ist, dass sich diese Räte alle aus Männern zusammensetzten. Sinn und Zweck war, dass der Schoßraum nicht ‘herumgeisterte’ und der Verstand auf keinen Fall von der gefürchteten weiblichen Hysterie überwältigt wurde.

Obwohl weitestgehend bekannt, ist die weibliche ‘Hysterie’ ein heute nicht mehr so häufig verwendete Begriff, mit dem eine Frau diagnostiziert wird, die an einer Vielzahl von Krankheiten leidet. Zu den Symptomen gehörten Ohnmacht, Unruhe, erotische Fantasien, sexuelle Wünsche und insbesondere aber die Tendenz Ärger zu verursachen.

Wenn eine Frau diese Hysterie erlebte, wurde sie zum Arzt gebracht, der sie manuell vaginal stimulierte und erregte. Der Vibrator wurde zu diesem Zweck erfunden – um den Ärzten das Leben leichter zu machen. Es ging da ganz und gar nicht darum einen Orgasmus zu erfahren. Damals war man festen Glaubens, dass nur Männer Orgasmen erleben konnten.

Die griechische Wurzel des Wortes ‘Hystera’, was übersetzt ‘Gebärmutter’ bedeutet, wurde demnach als Wurzel für Hysterie angesehen. Somit schien die Gebärmutter die Geburtsstätte all dessen. Ursprünglich glaubte man, dass Hysterie und hysterische Symptome durch einen Defekt im Schoßraum verursacht wurden und daher nur Frauen hysterisch werden konnten.

Alles wurde ziemlich steril abgehandelt…
Du gehst zum Arzt, dir wird ein gutes Gefühl verschafft, du gehst nach Hause und du fühlst dich besser. Huch! Für mich klingt das wenig erfüllend, und auch etwas befremdlich. Doch dies waren andere Zeiten…

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dann die Vibratoren tragbarer, erschwinglicher und zur Freude vieler Frauen – privater.
Frauen wurden ermutigt, Vibratoren zu verwenden, um die ‘weibliche Hysterie’ unter Kontrolle zu halten. Patientinnen mussten plötzlich keinen Arzt mehr aufsuchen – sie durften ihre sexuellen ‘Frustrationen’ einfach alleine und bequem von zu Hause aus beheben.

Zum Glück wurde im Laufe der Jahre die Diagnose einer weiblichen Hysterie besser verstanden und gehörte bald der Vergangenheit an. Die moderne Sexualerziehung rückte immer mehr in den Vordergrund. 

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Foto: Carl Emerson – www.purebeauty.photography 

Frauen haben eine besondere Beziehung zur Lust. Wenn sie die richtige Art der Ekstase erleben, kann diese sie aufblühen lassen, sie entsprechend unterstützen – ganz besonders auf ihrem sexuellen Weg ermächtigen. Erleben sie das nicht in dieser Form, können sie depressiv werden, schlechte Laune bekommen oder gar den Willen verlieren für sich selbst einzustehen.

Rezeptoren im Schoßraum übertragen das Vergnügen an unseren sexuellen Erfahrungen zu unserem Gehirn. Dies wiederum stimuliert die Hormone, die uns erden, die Lebensgeister wecken und in Verbindung zueinander bringen. Im Gegenzug dämpft es dann die Anfälligkeit für Depressionen und Lethargie.

 

Werfen wir mal einen Blick darauf, was alles in die Reaktion kommt, wenn der Körper sexuelle Lust empfindet:

  • Endorphine sind körpereigene Opiate – sie lindern Schmerzen und sorgen für den Kick an Glück.
  • Oxytocin stärkt das Immunsystem und reduziert die Schmerzempfindlichkeit.
  • Cortisol beeinflusst das Blutgefäß und den Stoffwechsel.
  • Serotonin und Noradrenalin werden allgemein als ‘Glückshormone’ bezeichnet. Sie sind diejenigen, die den Effekt der ‘rosafarbenen Brille’ erzeugen.
  • Dopamin sorgt für Wohlbefinden und Zufriedenheit. Es fördert das innere Gleichgewicht, was an und für sich auch Depressionen verhindern könnte.
  • Testosteron, das nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen im geringeren Mengen vorhanden ist, senkt den Cholesterinspiegel und schärft den Geist.

Dieser hormonelle Cocktail vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Gelassenheit. Er beschert auch den Drang nach köstlicherem Sex, hat also seinen eigenen Anreiz.
Mehr über saftige Verbindungen und Gründe, warum wir öfter über Sex sprechen sollten… ganz zu schweigen davon, dass wir ihn öfter praktizieren sollten: „Let´s talk about sex“ 
_ _

Es gibt auch einen physiologischen Grund, warum Frauen und weibliches Vergnügen seit so vielen Jahrhunderten unterdrückt werden:

Die Verantwortlichen wussten wahrscheinlich aus Erfahrung, dass man dem Gehirn Schaden zufügt, wenn man die Yoni schädigt. Bringt man den Dopamin-Fluss einer Frau durcheinander, hört sie auf, sich zu wehren. Plünderungen gingen oft auch mit Vergewaltigungen einher. Es ist ein makaberes Spiel der Macht. 
Und das nicht nur, weil Machtüberstülper Arschlöcher sind, sondern weil Vergewaltigungen jemandem schnell und gezielt die Fähigkeit und Kraft nehmen können. Sie hören auf sich zu wehren, sind leichter zu kontrollieren und leisten keinen Widerstand.
_ _

Und… etwas, das mir sicherlich nicht bewusst war, da wir in den wenigen Stunden meines  Biologieunterrichts in der 6. Klasse nichts darüber gelernt haben: Wusstest du, dass Frauen intensivere und vielfältigere Orgasmen haben können?

Geschweige denn, dass sie so viele Orgasmen haben können, wie sie wollen! Jeder Orgasmus gibt der Frau sogar mehr Energie für eine weitere sexuelle Erfahrung, er ist wie ein Super-Charger.

Ich frage mich, ob genau dort die Unsicherheit der Männer in Bezug auf ihre eigenen lustvollen Fähigkeiten sein könnten. Könnte es sein, dass es ihre eigene orgasmische Limitierung ist, die Männer dazu gebracht hat weibliches Vergnügen in die Tabuzone zu katapultieren?

Es gibt Artikel, Studien und persönliche ‘Erste-Hand’-Erfahrungen, die zeigen, dass Frauen eine enorme Fähigkeit haben, Orgasmen verschiedenster Art zu erleben. Die subjektive Erfahrung ist nicht unbedingt für jede Frau gleich und kann bei jeder Frau und jedes Mal anders sein.
Jede Art des Orgasmus kann großartig sein. Jeder neue Orgasmus wird ihr Gehirn dann neu skalieren. Wenn dieses also tiefer ist, bedeutet es eben nur, dass es intensiver ist. Es bedeutet nicht, dass er besser ist als vergangene Orgasmen.

Wart! Stop. Ja, ich behaupte hier tatsächlich, dass du verschiedene Variationen von Orgasmen in intensiverem Maße spüren kannst?

In Anbetracht dessen kann ich mit Sicherheit sagen, dass guter Sex erstaunlich und angenehm ist und es so viel zu entdecken gibt, was Frau gerne erlebt. Wir Frauen wachsen auf und hören unglaublich viele gemischte Botschaften – insbesondere über unsere Sexualität und unser Vergnügen. Viele davon sind anrüchig. 

Nur, sobald die Frau einmal in einer sexuellen Beziehung ist, wird von Ihnen erwartet, dass sie Sex genießen, tiefstes Vergnügen empfindet und nimmer-enden-wollenden-Orgasmen hat, oder?

Es ist so wie: verdränge all dein Verlangen, deine Lust und deine Sexualität, bis du in einer sexuellen Beziehung fester Natur bist. In dieser wiederum sollst du dich in eine hochqualifizierte sexuelle Göttin im Geisha-Stil verzaubern.
Mein Gehirn dreht sich vor lauter hinterlistigen, weil gemischten Botschaften. 

Die gute Nachricht ist, dass wir lernen können, uns mit unserem Körper, unserer Sinnlichkeit und unserem Vergnügen zu verbinden. Der Schlüssel zum Üben, Zähmen und Entfesseln liegt in der Yoni … genauso wie in jeder Zelle unseres Körpers.

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Es könnte damit beginnen, das Ja! zum Vergnügen zurückzugewinnen, es in’s eigene SelbstLiebeSpiel zu verwandeln. Oder unser Vergnügen mit jemand Anderem zu erforschen. Oder mit mehreren jemand Anderens?

Du verdienst es, dein inneres wildes, freies, unkonditioniertes, sprudelndes, spritzendes, orgasmisches, feuchtes und sinnliches Wesen zu feiern. Es ist dein Geburtsrecht als Frau. Beginne damit, neugierig zu sein, und zu staunen über alle Geheimnisse, die du über dein Yoniversum entdeckst. Du wirst überrascht sein, was du findest.


Vergnügen hat übrigens nicht unbedingt immer was mit Sex zu tun. Es ist etwas, das von deiner inneren Sinnlichkeit und Lebenslust herrührt. Da gehört alles dazu: eine saftige Frucht essen, sich zu Musik bewegen, den Wind in den Haaren spüren, ein Glas Tee schlürfen, das Kitzeln der Regentropfen auf der

Haut wahrnehmen, das herzhafte Lachen mit Freunden, der Duft eines Buches in deinen Händen, …

Du selbst verkörperst deine Lust.

Entscheide und erforsche, was dich mit deiner Essenz verbindet.

Was erdet dich in deinem Wesen?
Was macht dich lebendig?
Was gefällt dir besonders?
Was lässt deinen Körper zelebrieren?
Was lässt deine Yoni Freude versprühen?

Bleib im Vergnügen.
Lebe deine Lust. 

 

Deine Violeta Labella

p.s. mein 28-tägiges Online Programm LebensLust gibt dir Zugang zu erhöhtem Selbstbewusstsein und verfeinertem Lustempfinden. Du lernst deine Lust besser zu erspüren und deine sexuelle Kraft vollständig zu nutzen… so dass du dich nicht mit antiken LiebesLebenTipps beschäftigen oder gar den Hysterie-Doktor aufsuchen musst. 

_ _hier kannst du dich anmelden

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Violeta Labella ist die Yoni Ei-Fachfrau unserer Breitengrade und IntimitätsCoach, die sich auf Frauen Heilkünste spezialisiert hat. In ihren therapeutischen Sitzungen intgegriert sie Tantra-Praktiken, Tao-Übungen und De-Armouring-Methoden. Ihr Ziel ist es einen sicheren und wertschätzenden  Raum für Frauen zu schaffen, um mit ihrer Lust, Sinnlichkeit und ihrem Kraftpaket – der Yoni – in Kontakt zu treten. Violeta ist eine frech-fröhliche und ur-weibliche Creatrix, die es zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hat, Frauen zu unterstützen das zu entfernen, was ihnen nicht dient, und sie an ihre wahre Natur zu erinnern – angenehm-liebevoll und wild-frei zu leben.

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Eine Ode an das PMS

„Hast du heute etwa deine Tage“? Wie diese Frage mich damals aufgeregt hat. Ich habe mich ertappt gefühlt und beschämt. Als wäre es eine angeborene Schwäche, die in unserer Leistungsgesellschaft keinen Platz hat. Überraschenderweise waren es nicht nur manche Männer, die verständnislos gegenüber meinen Stimmungsschwankungen reagierten. Viel öfter kam das Kopfschütteln aus den eigenen Reihen; Frauen, die mit aufgerissenen Augen entgegnen: „Das kannst du doch nicht laut sagen, dann nimmt dich doch keiner Ernst! Tolle Ausrede!“  Ähm.. hallo? Jeder Mensch, auch Männer, haben einen Zyklus (1). Und nur, weil unsere Umgebung starr und negativ auf Wandel reagiert, heißt das noch lange nicht, dass wir uns unsere zyklische Natur ausreden müssen.

 

Ich habe mich dazu entschieden eher „positiv“ über das prämenstruelle Syndrom (PMS) zu schreiben, weil ich feststellen musste, dass man dankbar sein kann für seinen Zyklus und das Bewusstsein, dass man überhaupt einen besitzt. Viele Frauen in meiner Umgebung unterdrücken ihre natürliche Periode mittels hormoneller Verhütungsmethoden, bei manchen bleibt die Mensis – aus unerfindlichen Gründen – komplett aus oder sie haben die immer wiederkehrende Leidensphasen noch nicht mit dem monatlichen Springen ihres Eis in Verbindung gebracht. Natürlich gibt es auch viele Frauen, die einen funktionierenden Zyklus haben, aber nicht an PMS leiden. Was der Unterschied ist, darüber streitet sich die Wissenschaft.


Ich für meinen Teil habe einfach keine Lust mehr mich für die biologischen Wunder – was der Eisprung und das Abstoßen der Gebärmutterschleimhaut im Endeffekt sind – zu schämen. Klar, ich fühle mich in dieser Zeit dick, schwach, fettig, ungeliebt, fehlerhaft und weinerlich. Und daran werde ich leider nicht viel ändern können. Was ich allerdings ändern kann, ist die Beurteilung der Situation und mein Umgang mit mir und meinem Körper!

Und was hilft mir in dieser Zeit?

Zuerst einmal habe ich mich davon verabschiedet, dieses „Problem PMS“ irgendwann zu 100% unter Kontrolle bringen zu können. Denn genau da beißt sich die Katze in den Schwanz. Kontrolle habe ich in dieser Zeit keine und das macht mir Angst und erhöht die innere Unruhe noch mehr! Kontrolle haben jetzt meine Hormone, mein Körper und das ist ok. Ich habe mich davon befreit, dass ich zu jeder Zeit immer gleich sein muss: gleich glücklich sein, gleich auf Situationen reagieren und gleich im Job/Privatleben performen muss. 

Das hat mich – so simpel das auch klingen mag – extrem erleichtert. Mir zu erlauben auch mal ambivalent zu sein. Es ist ok, wenn ich – trotz teuren Abos – für eine Woche weder klettern, noch bouldern oder zu Karate gehe. Es ist ok, wenn ich stattdessen zu meiner Akupunkteurin gehe oder mir eine Massage genehmige, fünf Tüten Chips in mich reinstopfe oder meine Familie und Freunde für ein paar Tage ghoste

Denn es muss mir gut gehen! Wenn ich mich nicht um mich kümmere, wer dann? 

Ich empfinde es auch (manchmal) als Wohltat meine aggressive Grundstimmung gerade dann richtig auszunutzen und meinen Chef anzupöbeln. Ich brauche deshalb keinen Aggressionsbewältigungskurs. Ich sehe das eher so, dass in der Zeit meine Aggression über mein Harmoniebedürfnis siegt und Dinge angesprochen werden, die es zu klären gibt und wozu mir in den drei anderen Wochen der Mut fehlt.

Nun habe ich „leichter“ reden. Ich habe weder eine eigene Familie noch Kinder, die bekanntlich nicht so positiv auf ambivalente Eltern/Umfeld reagieren. Ich habe die Freiheit, komplett nur mir zu zuhören. Deshalb möchte ich euch hier nun ein paar – basierend auf eigener Erfahrung, teilweise unterstützt durch wissenschaftliche Studien (siehe Anhang) – Tipps vorstellen, die einem helfen können, nicht komplett von der Welle namens PMS davorgespühlt zu werden.

Frauenmantel-alchemilla
Ausgewählte Tipps und Tricks aus der Wissenschaft und aus persönlicher Erfahrung:

Zu Beginn muss selbstverständlich durch den/die Frauenarzt/-ärztin abgeklärt werden, dass physisch alles in Ordnung ist. Auch ist wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn depressive Verstimmungen länger anhalten, der Leidensdruck zu hoch ist und aus dem PMS ein prämenstruelles dysphorisches Syndrom (PMDS) wurde.

Dann gibt es natürlich die allseits bekannten Tipps, auf die ich nicht weiter eingehen möchte:

Weniger rauchen, kein Alkohol oder Kaffee, Dysstress vermeiden und keine Schokolade, hormonelle Verhütungsmethoden und andere (apothekenpflichte) Medikamente gegen Brustspannen, Wassereinlagerungen oder Schlafprobleme. Auch können Antidepressiva in vielen Fällen Hilfe verschaffen (2). 

Aus der Natur

  1. Vitex agnus castus (Mönchpfeffer) ist ein effektives und gut verträgliches Mittel und sorgt nachweislich für Linderung der mentalen und körperlichen Leiden (3,4). 
  2. Zyklustees aus Himbeerblättern, Brennessel, Birne, Rosmarin oder Frauenmantel sollen einigen Frauen helfen, wissenschaftlich bewiesen ist es allerdings nicht direkt (5).  
  3. Das neue Hype-Allheilmittel Cannabidiol (CBD) wird auf einigen Blogs als hilfreich angepriesen mit dem Querverweis, dass es bei Depression und Epilepsie in der psychiatrischen Forschung angewendet wird und funktioniert (6). Stimmt! Allerdings in so hohen Dosen, dass Frau in einem Zyklus circa 1600 € ausgeben müsste. 
  4. Mein ABSOLUTER Geheimtipp! Wirklich das einzige, was mir bisher merklich half, sind die Alchemilla (Frauenmantel) Tropfen von der Firma CERES. Schweineteuer, aber hilfreich. Nach einem Monat hat sich mein Schweizer-Uhrwerk-gleicher Zyklus um 9 Tage verschoben und ich bin ruhiger, weniger panisch, entspannter mit der Situation und habe weniger Ängste. Ich kann jedem nur ans Herz legen, die mal für ein paar Monate zu testen (15-20 Tropfen/Tag in ein Glas Wasser). Da es sich hier um Homöopathie handelt, kann ich keine Studie verlinken. Mir hilft es und empfohlen hat es mir meine Gynäkologin. 

Wie auch bei CBD ist es unwichtig, was der Masse hilft und ob sich die Effekte empirisch testen lassen. Wichtig ist, was einem selbst hilft. 

Körper und Seele

  1. Ein weiteres Hype-Allheilmittel: die Meditation. Ich meditiere seit mehr als einem Jahr fast täglich, mal mit der App Calm, mal Zen-mäßig in Stille. Ich merke keinen direkten Effekt auf mein PMS, allerdings fühl ich mich rundum wohler in meiner Haut, bin geduldiger und kann beschissene Situationen besser annehmen. Alles Skills, die in der PMS Woche von Vorteil sind. 
  2. Durch intensive Forschung belegt ist der Einfluss von Spurenelementen wie Magnesium, Calcium oder Eisen auf das Wohlbefinden vor der Periode (7). Krämpfe verschwanden bei mir fast völlig, nachdem ich begann täglich Eisen (20mg/Tag), Vitamin B12 (1mg/Tag) und Omega-3 (Leinöl: 2 EL/täglich) zu mir zu nehmen. 

Was die oben genannten Tipps leider alle gemein haben, ist, dass eine Wirkung nicht über Nacht eintritt. Mindestens zwei Zyklen sollte man testen, ob eine Besserung eintritt. Man muss sich leider Zeit lassen, einiges austesten und sich mit sich selbst beschäftigen wollen. Das ist anstrengend, aber man lernt so viel über den Menschen, mit dem man schließlich so lange Zeit verbringt – mit sich selbst. 

Eure Annabel

(1) „Testosterone, aging, and the mind“, Harvard Men’s Health Watch (2008)
(2) Was hilft beim prämenstruellen Syndrom, Apothekenumschau (2020)
(3) „Treatment for the premenstrual syndrome with agnus castus fruit extract: prospective, randomized, placebo controlled study“, Schellenberg (2001)
(4) „A molecular docking study of phytochemical estrogen mimics from dietary herbal supplements“, Powers et al. (2015)
(5) Lexikon der Frauenkräuter, Madejsk (2008)
(6) „Translational Investigation of the Therapeutic Potential of Cannabidiol (CBD): Toward a New Age“, Crippa et al. (2018)
(7) „A systematic review of the role of vitamin D and calcium in premenstrual synstrome“, Abdi et al. (2019)