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Körper

Weibliche Lust – Die Lust à la Frau

Schwerer Atem.
Zarte Liebkosungen.
Ein stöhnendes Verlangen.
Heißer Schweiß umhüllt vibrierende Haut.
Köstliches Zittern rauscht durch deinen gesamten Körper.
Kreisende Bewegungen mit einem Auf und Ab, Links und Rechts, Rein und Raus.
Den Rücken gewölbt.

Die Augen funkelnd.
Süße Befriedigung ungezähmter Ekstase.

…wird es hier gerade heiss?

Hmmm…vielleicht liegt es daran, dass wir heute in die Lust eintauchen?
In die WEIBLICHE LUST um ganz genau zu sein.

Die Skepsis gegenüber dem weiblichen Orgasmus ist ziemlich modern und scheint eine Viktorianische Kreation zu sein. Weiter zurückgehend in der Geschichte sehen wir offene, künstlerische Darstellungen von Frauen, die Sex genießen und sogar einen Orgasmus haben – und das geht zurück bis zu den alten Griechen.
Nur um es zu wiederholen: tatsächlich sind Frauen zu sehen, die einen Orgasmus haben.

Das lädt förmlich zu einem Vergangenheitstauchgang ein… Lasst uns mal einen Sprung dorthin machen. 

Geheime Schriften überliefern, dass in den späten 1800er Jahren die Befriedigung von Frauen eine höhere Priorität hatte als ein sauberer Fußboden. Wenn Frauen zu lange unbefriedigt in ihrem sexuellen Verlangen schmoren mussten, wer weiß, was da hätte passieren können? Möglicherweise besaßen Frauen keine Spur von Selbstbeherrschung?

Gemäß der viktorianisch-medizinischen Gemeinschaft, dem damaligen Stand der Wissenschaft, der psychiatrischen Gemeinschaft und mehrerer Verhaltensforscher musste eine sexuell frustrierte Frau sofort versorgt werden.
Das Ironische dabei ist, dass sich diese Räte alle aus Männern zusammensetzten. Sinn und Zweck war, dass der Schoßraum nicht ‘herumgeisterte’ und der Verstand auf keinen Fall von der gefürchteten weiblichen Hysterie überwältigt wurde.

Obwohl weitestgehend bekannt, ist die weibliche ‘Hysterie’ ein heute nicht mehr so häufig verwendete Begriff, mit dem eine Frau diagnostiziert wird, die an einer Vielzahl von Krankheiten leidet. Zu den Symptomen gehörten Ohnmacht, Unruhe, erotische Fantasien, sexuelle Wünsche und insbesondere aber die Tendenz Ärger zu verursachen.

Wenn eine Frau diese Hysterie erlebte, wurde sie zum Arzt gebracht, der sie manuell vaginal stimulierte und erregte. Der Vibrator wurde zu diesem Zweck erfunden – um den Ärzten das Leben leichter zu machen. Es ging da ganz und gar nicht darum einen Orgasmus zu erfahren. Damals war man festen Glaubens, dass nur Männer Orgasmen erleben konnten.

Die griechische Wurzel des Wortes ‘Hystera’, was übersetzt ‘Gebärmutter’ bedeutet, wurde demnach als Wurzel für Hysterie angesehen. Somit schien die Gebärmutter die Geburtsstätte all dessen. Ursprünglich glaubte man, dass Hysterie und hysterische Symptome durch einen Defekt im Schoßraum verursacht wurden und daher nur Frauen hysterisch werden konnten.

Alles wurde ziemlich steril abgehandelt…
Du gehst zum Arzt, dir wird ein gutes Gefühl verschafft, du gehst nach Hause und du fühlst dich besser. Huch! Für mich klingt das wenig erfüllend, und auch etwas befremdlich. Doch dies waren andere Zeiten…

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dann die Vibratoren tragbarer, erschwinglicher und zur Freude vieler Frauen – privater.
Frauen wurden ermutigt, Vibratoren zu verwenden, um die ‘weibliche Hysterie’ unter Kontrolle zu halten. Patientinnen mussten plötzlich keinen Arzt mehr aufsuchen – sie durften ihre sexuellen ‘Frustrationen’ einfach alleine und bequem von zu Hause aus beheben.

Zum Glück wurde im Laufe der Jahre die Diagnose einer weiblichen Hysterie besser verstanden und gehörte bald der Vergangenheit an. Die moderne Sexualerziehung rückte immer mehr in den Vordergrund. 

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Foto: Carl Emerson – www.purebeauty.photography 

Frauen haben eine besondere Beziehung zur Lust. Wenn sie die richtige Art der Ekstase erleben, kann diese sie aufblühen lassen, sie entsprechend unterstützen – ganz besonders auf ihrem sexuellen Weg ermächtigen. Erleben sie das nicht in dieser Form, können sie depressiv werden, schlechte Laune bekommen oder gar den Willen verlieren für sich selbst einzustehen.

Rezeptoren im Schoßraum übertragen das Vergnügen an unseren sexuellen Erfahrungen zu unserem Gehirn. Dies wiederum stimuliert die Hormone, die uns erden, die Lebensgeister wecken und in Verbindung zueinander bringen. Im Gegenzug dämpft es dann die Anfälligkeit für Depressionen und Lethargie.

 

Werfen wir mal einen Blick darauf, was alles in die Reaktion kommt, wenn der Körper sexuelle Lust empfindet:

  • Endorphine sind körpereigene Opiate – sie lindern Schmerzen und sorgen für den Kick an Glück.
  • Oxytocin stärkt das Immunsystem und reduziert die Schmerzempfindlichkeit.
  • Cortisol beeinflusst das Blutgefäß und den Stoffwechsel.
  • Serotonin und Noradrenalin werden allgemein als ‘Glückshormone’ bezeichnet. Sie sind diejenigen, die den Effekt der ‘rosafarbenen Brille’ erzeugen.
  • Dopamin sorgt für Wohlbefinden und Zufriedenheit. Es fördert das innere Gleichgewicht, was an und für sich auch Depressionen verhindern könnte.
  • Testosteron, das nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen im geringeren Mengen vorhanden ist, senkt den Cholesterinspiegel und schärft den Geist.

Dieser hormonelle Cocktail vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Gelassenheit. Er beschert auch den Drang nach köstlicherem Sex, hat also seinen eigenen Anreiz.
Mehr über saftige Verbindungen und Gründe, warum wir öfter über Sex sprechen sollten… ganz zu schweigen davon, dass wir ihn öfter praktizieren sollten: „Let´s talk about sex“ 
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Es gibt auch einen physiologischen Grund, warum Frauen und weibliches Vergnügen seit so vielen Jahrhunderten unterdrückt werden:

Die Verantwortlichen wussten wahrscheinlich aus Erfahrung, dass man dem Gehirn Schaden zufügt, wenn man die Yoni schädigt. Bringt man den Dopamin-Fluss einer Frau durcheinander, hört sie auf, sich zu wehren. Plünderungen gingen oft auch mit Vergewaltigungen einher. Es ist ein makaberes Spiel der Macht. 
Und das nicht nur, weil Machtüberstülper Arschlöcher sind, sondern weil Vergewaltigungen jemandem schnell und gezielt die Fähigkeit und Kraft nehmen können. Sie hören auf sich zu wehren, sind leichter zu kontrollieren und leisten keinen Widerstand.
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Und… etwas, das mir sicherlich nicht bewusst war, da wir in den wenigen Stunden meines  Biologieunterrichts in der 6. Klasse nichts darüber gelernt haben: Wusstest du, dass Frauen intensivere und vielfältigere Orgasmen haben können?

Geschweige denn, dass sie so viele Orgasmen haben können, wie sie wollen! Jeder Orgasmus gibt der Frau sogar mehr Energie für eine weitere sexuelle Erfahrung, er ist wie ein Super-Charger.

Ich frage mich, ob genau dort die Unsicherheit der Männer in Bezug auf ihre eigenen lustvollen Fähigkeiten sein könnten. Könnte es sein, dass es ihre eigene orgasmische Limitierung ist, die Männer dazu gebracht hat weibliches Vergnügen in die Tabuzone zu katapultieren?

Es gibt Artikel, Studien und persönliche ‘Erste-Hand’-Erfahrungen, die zeigen, dass Frauen eine enorme Fähigkeit haben, Orgasmen verschiedenster Art zu erleben. Die subjektive Erfahrung ist nicht unbedingt für jede Frau gleich und kann bei jeder Frau und jedes Mal anders sein.
Jede Art des Orgasmus kann großartig sein. Jeder neue Orgasmus wird ihr Gehirn dann neu skalieren. Wenn dieses also tiefer ist, bedeutet es eben nur, dass es intensiver ist. Es bedeutet nicht, dass er besser ist als vergangene Orgasmen.

Wart! Stop. Ja, ich behaupte hier tatsächlich, dass du verschiedene Variationen von Orgasmen in intensiverem Maße spüren kannst?

In Anbetracht dessen kann ich mit Sicherheit sagen, dass guter Sex erstaunlich und angenehm ist und es so viel zu entdecken gibt, was Frau gerne erlebt. Wir Frauen wachsen auf und hören unglaublich viele gemischte Botschaften – insbesondere über unsere Sexualität und unser Vergnügen. Viele davon sind anrüchig. 

Nur, sobald die Frau einmal in einer sexuellen Beziehung ist, wird von Ihnen erwartet, dass sie Sex genießen, tiefstes Vergnügen empfindet und nimmer-enden-wollenden-Orgasmen hat, oder?

Es ist so wie: verdränge all dein Verlangen, deine Lust und deine Sexualität, bis du in einer sexuellen Beziehung fester Natur bist. In dieser wiederum sollst du dich in eine hochqualifizierte sexuelle Göttin im Geisha-Stil verzaubern.
Mein Gehirn dreht sich vor lauter hinterlistigen, weil gemischten Botschaften. 

Die gute Nachricht ist, dass wir lernen können, uns mit unserem Körper, unserer Sinnlichkeit und unserem Vergnügen zu verbinden. Der Schlüssel zum Üben, Zähmen und Entfesseln liegt in der Yoni … genauso wie in jeder Zelle unseres Körpers.

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Es könnte damit beginnen, das Ja! zum Vergnügen zurückzugewinnen, es in’s eigene SelbstLiebeSpiel zu verwandeln. Oder unser Vergnügen mit jemand Anderem zu erforschen. Oder mit mehreren jemand Anderens?

Du verdienst es, dein inneres wildes, freies, unkonditioniertes, sprudelndes, spritzendes, orgasmisches, feuchtes und sinnliches Wesen zu feiern. Es ist dein Geburtsrecht als Frau. Beginne damit, neugierig zu sein, und zu staunen über alle Geheimnisse, die du über dein Yoniversum entdeckst. Du wirst überrascht sein, was du findest.


Vergnügen hat übrigens nicht unbedingt immer was mit Sex zu tun. Es ist etwas, das von deiner inneren Sinnlichkeit und Lebenslust herrührt. Da gehört alles dazu: eine saftige Frucht essen, sich zu Musik bewegen, den Wind in den Haaren spüren, ein Glas Tee schlürfen, das Kitzeln der Regentropfen auf der

Haut wahrnehmen, das herzhafte Lachen mit Freunden, der Duft eines Buches in deinen Händen, …

Du selbst verkörperst deine Lust.

Entscheide und erforsche, was dich mit deiner Essenz verbindet.

Was erdet dich in deinem Wesen?
Was macht dich lebendig?
Was gefällt dir besonders?
Was lässt deinen Körper zelebrieren?
Was lässt deine Yoni Freude versprühen?

Bleib im Vergnügen.
Lebe deine Lust. 

 

Deine Violeta Labella

p.s. mein 28-tägiges Online Programm LebensLust gibt dir Zugang zu erhöhtem Selbstbewusstsein und verfeinertem Lustempfinden. Du lernst deine Lust besser zu erspüren und deine sexuelle Kraft vollständig zu nutzen… so dass du dich nicht mit antiken LiebesLebenTipps beschäftigen oder gar den Hysterie-Doktor aufsuchen musst. 

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Violeta Labella ist die Yoni Ei-Fachfrau unserer Breitengrade und IntimitätsCoach, die sich auf Frauen Heilkünste spezialisiert hat. In ihren therapeutischen Sitzungen intgegriert sie Tantra-Praktiken, Tao-Übungen und De-Armouring-Methoden. Ihr Ziel ist es einen sicheren und wertschätzenden  Raum für Frauen zu schaffen, um mit ihrer Lust, Sinnlichkeit und ihrem Kraftpaket – der Yoni – in Kontakt zu treten. Violeta ist eine frech-fröhliche und ur-weibliche Creatrix, die es zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hat, Frauen zu unterstützen das zu entfernen, was ihnen nicht dient, und sie an ihre wahre Natur zu erinnern – angenehm-liebevoll und wild-frei zu leben.

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Freiheit

Willkommen zurück: Ein Rückblick auf Reiseerkenntnisse und Ankommenszweifel

Auf Reisen sind wir immer noch wir selbst. 

Zwei Wochen bin ich nun schon wieder zurück von einer Motorradreise, wieder zurück Zuhause und im Alltag. Meine Wohnung ist gefühlt zu voll von unnötigen Dingen und mein Kopf zu voll von Gedanken, von deren Bedeutung ich mich noch überzeugen muss. So oft hört man, dass Menschen, die lange unterwegs sind oder unkonventionelle Reisen machen, vor etwas weglaufen. Aber was wäre, wenn wir nicht vor etwas weglaufen, sondern vielmehr ein Stück auf etwas zu – und zwar auf uns selbst? Ich bin immer noch ich, aber ein bisschen reicher an Menschen und den unzähligen Fotos – real und imaginär – die ab jetzt in meinem Erinnerungsarchiv abgespeichert sind. Diese Reise ging gar nicht so sehr ums alleine Reisen als Frau mit dem Motorrad, sondern vielmehr ums Reisen mit dem Motorrad und mir selbst. 

„Ich finde das unglaublich mutig. Ich hab großen Respekt vor dem, was du tust.“ 

Das sind Worte, die ich von den verschiedensten Menschen während der Reise gehört habe. Manchmal war es ehrlich gesagt viel leichter als gedacht. Es ging ums Fahren und ums Ankommen, ums weiterfahren, Mittagessen in der Sonne, tanken & Luftdruck messen, Weiterfahren und ankommen, orientieren und innehalten. Keine übermäßige Portion Mut oder Können. 

Und manchmal war es viel schwieriger als gedacht: Es ging darum, sicher anzukommen trotz Regen, um die Suche einer sicheren Übernachtungsmöglichkeit, darum ein noch nicht komplett durchgeschwitztes Kleidungsstück zu finden oder hoffentlich eine letzte Tankstelle vor dem nächsten Pass. Manchmal war es leichter und manchmal schwieriger, aber meine Mama hat schon immer gesagt: „Es geht immer irgendwie weiter.“ Und egal, wie hungrig, müde, durchgeschwitzt ich war, ich wusste, irgendwann stehe ich erleichtert unter einer kalten Dusche, bekomme eine Flasche Wasser und ein Lächeln geschenkt. 

Nach jedem Sturm trocknet mein Zelt in der Morgensonne und ich packe mein Gepäck zusammen und fahre einfach wieder los. Durch all diese Städte, in denen Menschen ihren Alltag leben, in hübschen Holzhäuschen mit blühenden lila Geranien und verrosteten Milchkannen neben dem Eingang oder in den grauen Hochhäusern mit knallroten Langnese-Sonnenschirmen auf den baufälligen Balkonen. Durch unwirkliche Landschaften und Hochplateaus, wo ich fast das Lächeln in den Augen der Kühe erkennen kann, die in wilder Natur grasen, vorbei an Dörfern, wo mir herrenlose Hunde sehnsüchtig hinterher schauen. Und dann sitze ich nach einem Tag auf dem Motorrad mit einem halben Liter Wein auf einem Campingplatz irgendwo am Lago Maggiore und denke an vergangene Tage, die aufregend und anstrengend gleichermaßen waren, angereichert mit unglaublichen Erfahrungen, unwirklichen Landschaften und dem Regen als ständigen Begleiter. 

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Im Hintergrund läuft The Script: I‘m falling to pieces. 
Ich zerfalle in viele einzelne Teile und bin ich und doch nicht ich. 

Und dann kommt wieder diese Frage hoch: Finden wir auf Reisen wirklich zu uns selbst oder zerfallen wir nur ein Stück mehr in all unsere Facetten? Mache ich diese Reise wirklich als Weg zu mir selbst oder aus Flucht vor dem Leben? Gibt es überhaupt das einzig richtige Leben und ist es nicht viel besser, ein Leben lang danach zu suchen, weil man dann die Neugier auf Unbekanntes nicht verliert? 

Diese Reise könnte ein entscheidender Schritt sein, aber wenn ich ehrlich bin, ist meine Zeit voll mit Gedanken über die nächste Unterkunft, ob der Regen mich doch ein weiteres Mal einholt und ob jemand wohl meine Sachen klauen wird, wenn ich an dem Restaurant an der Straße einen Espresso trinke. Alleine reisen ist schön, mit all seinen Facetten, und ich bin froh, so oft an Orten anhalten zu können, Details mit meiner inneren Kamera einzufangen, die sonst wohl niemanden interessieren. Aber jeder, der schon einmal alleine gereist ist, weiß, es kann auch eine Herausforderung sein, sich jedesmal alleine zu entscheiden, sich auf niemanden sonst verlassen zu können. Ich weiß jetzt, auch auf mich ist nicht immer Verlass, meine Entscheidungen manchmal fragwürdig. Dann bin ich auch froh, dass das niemand sonst mitbekommt; dass ich vom Weg abkomme, mich verfahre, dreimal auf dieselbe Autobahn fahre und fünfmal über demselben Hering falle, und mein Zelt damit jedes Mal beinahe zum Einsturz bringe. 

Letztlich glaube ich, dass wir auf Reisen gar nicht eher zu uns selbst finden als im Alltag. 

All diese Gedanken hätte ich auch bei einem Glas Rotwein auf dem Balkon meiner Münchner Wohnung haben können – aber ich hab sie eben bei dem Glas Secco, den mir der nette Typ von der Rezeption ausgegeben hat, weil er ein klein wenig nett zu dem Mädchen sein wollte, das zwischen dauercampenden Italienern etwas verloren wirkt. Und ich freue mich, weil mein Vertrauen auf die Menschen mich noch nie betrogen hat. Ich kann erkennen, dass ein Lächeln echt ist, auch wenn ich die Sprache des Menschen, der es mir schenkt, nicht verstehe. Und das ist schon mehr als genug. Und vielleicht ist das der eigentliche Grund für diese Reise; ungefiltert Menschen zu sehen, Sekunden eines Lebens mitzubekommen und Momentaufnahmen zu schießen von Vegetationen in Schweizer Nationalparks, verlassenen italienischen Dörfern und Menschen, die ich wahrscheinlich doch nur ein einziges Mal treffen werde. 

Vielleicht geht es bei dieser Reise gar nicht so sehr um mich selbst, sondern vielmehr um das, was immer da ist, die Nebensächlichkeit der eigenen Wirklichkeit und der Bedeutung von Nebensächlichkeiten, die eigentlich gar keine sind. 

Und dann hoffe ich wieder, dass es heute Abend nicht regnet, damit ich morgen meine Sachen trocken zusammenpacken kann; ich frage mich, wie lange ich wohl zu meinem nächsten Ziel brauche, und wie schön die Dusche am Abend nach einem heißen Tag in Motorradklamotten sein wird. 

Letztlich bin ich froh, dass ich all diese Gedanken haben darf, die vielleicht wichtigen und die möglicherweise unwichtigen, deren Wert ich auf genau solchen Reisen hinterfragen und neu definieren darf. 

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Denn aus all unseren Gedanken entsteht letztlich auch unsere ganz persönliche Realität. 

„Realität“ hat tausende Gesichter und manchmal dreht sie sich um und lässt mich einfach hier stehen. Mit all den Erkenntnissen und Erinnerungen, die ich mit den Menschen teile, die ich traf und mit den Orten, die ich sah. Gestern, vorgestern, letzte Woche, morgen. Morgen wird meine Realität anders sein als heute, aber sie bleibt ein subjektives Konstrukt, das ich ändern kann und manchmal setze ich diese peinliche rosarote Plastikbrille auf und bin zufrieden mit all den Regenbogenwelten. Und manchmal vergesse ich diese Brille zu hause und sehe alles ein bisschen klarer und vielleicht auch kälter. Wie an jenem Tag, an dem ich diese Stadt zwischen den französischen Bergen verließ. Eine Stadt, die es mir leicht gemacht hat, über einen abgebrochenen Seitenständer hinwegzusehen und stattdessen französischen Brie auf selbstgebauten Halfpipes zu probieren. Nach all den Realitäts Erinnerungen, die rosarot und in diesem ganz besonderen türkisgrün der Bergseen schimmerten, an denen wir schliefen, war der Himmel auf dem Weg aus der Stadt gewittergrau. Bis zum nächsten Gebirge, an dem die Gewitterwolken an den Gipfeln hinter mir hängen bleiben und vor mir nur eisblaue Flüsse durch Wildblumenwiesen rauschen und die Menschen mich mit „Grüezi“ begrüßen und einem warmen Lächeln, das meiner rosaroten Brille ehrlich gesagt ziemlich nah kommt. 

 

Blogartikel von Laura Niklaus

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Auf ihrer Website www.studiowoandertraveltales.de, dem dazugehörigen Podcast und auf Instagram unter laura_nkls berichtet Laura von den Erlebnissen auf ihrer Solo-Reise mit dem Motorrad. 

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Verbindung

Geburt der Mutter und des Kindes

Zwei Striche auf dem Schwangerschaftstest. Wie lange hatte ich mir das herbeigesehnt! Ich wurde vor die Frage gestellt, die bereits Milliarden von Frauen und Männer vor mir beantwortet hatten, sich fragen mussten oder durften. Nicht Jede*r von ihnen hat das so genannte „Privileg“ überhaupt eine Wahl zu haben. Doch ich hatte sie. Mein Partner hatte sie. Beginnen wir mit dem Ja unsere persönliche Geburt und die unseres Kindes?

Viele Jahre lang hatte ich anderen Familien zugesehen, wie sie spielten, gemeinsam wuchsen, sich auch oft zweifelten…verfolgt von dem Gedanken, dass sie etwas hatten, was mir noch nicht möglich war: eine Familie. 

„Neid ist ein Signal, … für etwas, was das Herz zu vermitteln versucht“

Neid ist in unserer Gesellschaft und in meinem Kopf so ein Unding, wie nackt durch München zu laufen. Ein mehr oder weniger unausgesprochenes Verbot. Doch ich war es. Neidisch.

Im Hinblick darauf heute weiß ich, dass es ein Signal ist, dass das Herz zu vermitteln versucht. Dass es zeigen will, wo es im eigenen Leben vielleicht einen Mangel gibt oder dass es nötig wäre einen Blick auf das zu werfen, was wirklich dahinter liegt.

„Ein Marathon … mal Löwin, mal schüchterne Maus“

Mit dem Test in der Hand hatte ich auf einmal eine Verantwortung in die Hände gelegt bekommen, deren Ausmaße mich wie ein Tornado überrollten. „Ich?“ fragte ich mich. „Wirklich ich? Ich dachte, ich kann keine Mutter werden. Ich dachte, für mich ist das nicht vorgesehen.“ Doch es ist und war so.

Ein Marathon der Gefühle ging los, von dem ich zuvor noch nie gehört hatte. Mal Löwin, mal schüchterne Maus. Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich so hin- und hergerissen. Leben beginnen lassen oder beenden? Im Nachhinein kann ich sagen: Zeit und zwar wirklich Zeit für sich und seine Gedanken, für das eigene Herz und für die wahren Rufe hinter der Angst zu haben, ist eine sanfte Schatzkiste. Keine Impulshandlung, sondern bedacht gesetzte Schritte.

 „Mit dem eigenen Rückgrat weitergehen … und dem Mut zu leben.”

Für mich und auch für den Vater des Kindes kam ein klares Ja dabei heraus. Ein Ja, dass weitere Berge in Bewegung setzte; genauso wie es ein Nein getan hätte.

Doch was folgte, ist machbar. Denn wie jede Entscheidung im Leben, die mit dem eigenen Rückgrat getroffen wurde, können  wir danach aufrecht weiterdenken und -fühlen. Weitergehen und -wachsen mit der eigenen Kraft und dem Mut zu leben.

 

Eure Luisa

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Innen

Was ist Hochsensibilität & wie fühlt es sich an?

„Hochsensibilität ist ein veranlagungsbedingtes Persönlichkeitsmerkmal. Es betrifft etwa 15–20 Prozent der Menschen. Nach der wissenschaftlichen Definition hat die hochsensible Person („Highly Sensitive Person“, abgekürzt HSP) ein sehr empfindliches Nervensystem, nimmt Feinheiten in ihrem Umfeld verstärkt wahr und ist leichter überflutet von ihrer stark stimulierenden Umgebung. Als HSP besitzt man ein sehr erregbares Nervensystem, eine sehr umfangreiche Wahrnehmung, eine komplexe Informationsverarbeitung sowie ein intensives Empfinden und ein langes Nachhallen der Eindrücke.“ (nach der Akademie für Empathie, Berlin)

Hochsensibilität ist Fluch und Segen zugleich

Ich gehöre zu den HSPs und kann bestätigen, dass dieses intensive Empfinden und Wahrnehmen sehr viel Energie kostet. Es ist Fluch und Segen zugleich. Man nimmt Befinden und Gefühlswelt anderer Menschen sehr genau und oft viel zu stark wahr. Bei Hochsensiblen ist die äußere Wahrnehmung um ein vielfaches intensiver. Ich spüre sehr genau, wie es anderen Menschen geht, in welcher Gefühlslage sie gerade sind. Doch gestaltet genau diese Gabe den Alltag oft als sehr anstrengend und schwierig. Wenn man sehr feine Antennen besitzt und jede positive wie auch negative Energie sehr deutlich wahrnimmt, ist das kräftezehrend. Schulzeit, Studium, Beruf, Veranstaltungen etc. sind für HSPs oft anstrengend, verunsichernd und beängstigend.

Als HSP muss man sein Helfersyndrom in den Griff bekommen 

Ich nehme meine Umwelt viel intensiver und detailreicher wahr als die meisten anderen. Das gilt auch für die Gefühlslagen meiner Mitmenschen sowie für ihre Bedürfnisse. Schon in meiner Kindheit habe ich mich deshalb dazu verpflichtet gefühlt immer ein offenes Ohr für Menschen und ihre Probleme zu haben. Ich habe mich immer intensiv mit den Emotionen und Gefühlen anderer auseinandergesetzt. Habe gespürt, was diese Menschen brauchen und wie ich ihnen helfen kann. Dass dies allerdings zu einem sehr ungesunden Kreislauf werden kann, habe ich erst viele Jahre später verstanden. Ich musste lernen, dass ich nicht verantwortlich dafür bin, wie es anderen geht. Jeder Mensch muss für sich selbst entscheiden, was gut für ihn ist – dies musste ich lernen, verstehen und akzeptieren.

Overload und Überreizung des Gehirns

Die hochsensible Wahrnehmung nimmt sehr viel Raum ein und ich verliere manchmal den Kontakt zu mir selbst. Oft führt dieser Overload bei mir dazu, dass ich völlig erschöpft und ausgezehrt bin. Ich kann mich dann selbst kaum mehr wahrnehmen. Eigene Bedürfnisse und Wünsche spüre ich nicht mehr klar; sie vermischen sich mit „Fremdgefühlen“. Entscheidungen zu treffen fällt mir dann besonders schwer. Gesunde Abgrenzung ist kaum mehr möglich. Mit den Jahren habe ich gelernt, besser damit umzugehen und mehr auf mich zu achten. Mich deutlich abzugrenzen und Nein zu sagen ist dabei ein sehr wichtiger Part. Mir ist wichtig zu betonen, dass Hochsensibilität oft falsch diskutiert und behandelt wird. Wird ein Kind als HSP eingestuft, sollte man sich bewusst machen, dass dies keine Schwäche ist. Als HSP besitzt man Gefühls- und Wahrnehmungsebenen, die viele andere nicht besitzen. Das sollte als positive Eigenschaft verstanden und gefördert werden. Es ist hilfreich für HSPs früh zu lernen, wie man mit seiner sensiblen Innenwelt in dieser affektgeladenen Gesellschaft umgeht. Daher ist mir gerade der erste meiner fünf Tipps sehr wichtig zu betonen.

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Fünf Alltags-Tipps für Hochsensible 

 

1. Deine Schwäche ist deine Stärke – Akzeptiere dich, nehme dich an so wie du bist!

Werde dir deiner Stärken, die mit Hochsensibilität üblicherweise einhergehen, bewusst. Zu den Begabungen von HSPs gehören u.a. differenziertes, übergreifendes Denken, Feingefühl, Einfühlungsvermögen, ausgeprägte Intuition, Kreativität, Empathie, Sinn für Ästhetik, Lernfreude, Gerechtigkeitssinn. Erkenne dein Potenzial und lerne es zu schätzen. Du bist keineswegs benachteiligt! Schöpfe aus deiner Veranlagung, du hast besondere Talente!

2. Achte gut auf dich! Als HSP brauchst du mehr Erholungsphasen.

Die vielen Eindrücke, Wahrnehmungen und Reize, die dich täglich überfluten, gilt es auch wieder los zu werden! Überlege genau, was davon deine eigenen Probleme sind; was betrifft dich und was nicht. Lasse los! Reinige deine Gedanken. Vielleicht in deinem täglichen Dusch-Ritual? Wasche den Stress einfach ab. Nimm dir Zeit um zu spüren, wie es dir geht. Vielleicht bekommst du deinen Kopf – so wie ich – am besten durch Bewegung und Sport frei? Yoga, Pilates, Joggen, Schwimmen, Tanzen, Singen, Lesen, Schreiben, Malen, Zeichnen, ein Tee Ritual, Meditation, Atemübungen, Stricken, Spazieren gehen oder einfach nur da liegen und aus dem Fenster schauen – egal was es ist, tue das, was dir gut tut und gönne dir regelmäßig deine Auszeit. 

3. Nein Sagen!

Du musst nicht jeden Termin wahrnehmen. Du musst nicht jedem Menschen helfen. Du bist zu nichts verpflichtet. Du bist nicht dafür verantwortlich, wie es anderen geht. Du musst nicht immer erreichbar sein. Wenn es dir nicht gut geht, sage Termine ohne schlechtes Gewissen ab – du wirst sehen, die Welt wird sich weiterdrehen. Ebenso wichtig: du bist niemanden eine Erklärung schuldig! Nein heißt nein. Keiner muss begründen, warum er eine Auszeit braucht. Definiere deine Grenze und ziehe diese konsequent. Wenn du deine Grenze nicht setzt, tun es andere für dich – in ihrem Interesse!

4. Mache die Probleme anderer nicht zu deinen!

Als HSP muss man lernen, sich deutlich abzugrenzen und nicht die Gedanken, Gefühle und Emotionen anderer auf sich zu laden. Hat dir jemand in seiner schlechten Laune schroff geantwortet oder genervt reagiert? Das ist nicht dein Problem und hat mit dir persönlich überhaupt nichts zu tun. Du weißt nicht in welcher Lage sich Menschen gerade befinden, was sie erlebt haben, welche Probleme sie mit sich herum tragen. Grenze dich ab, bewahre deine eigene Integrität.

5. Geh dahin wo Liebe und Akzeptanz für dich ist!

Schaue dir dein soziales Umfeld und deinen Freundeskreis genau an. Werden deine Bedürfnisse akzeptiert und angenommen? Fühlst du dich wohl und verstanden? Kannst du Du selbst sein? Werden deine Grenzen akzeptiert? Wenn du diese Fragen nicht mit einem klaren Ja beantworten kannst, solltest du dein Umfeld überdenken. Umgebe dich nur mit Menschen die gut für dich sind.  

Ich hoffe ich konnte euch mit meiner Erfahrung ein wenig helfen und Anregung geben. Lasst mir sehr gerne Kommentare zu euren Erfahrungen da. 

 

Eure Martina

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Körper

Eine Ode an das PMS

„Hast du heute etwa deine Tage“? Wie diese Frage mich damals aufgeregt hat. Ich habe mich ertappt gefühlt und beschämt. Als wäre es eine angeborene Schwäche, die in unserer Leistungsgesellschaft keinen Platz hat. Überraschenderweise waren es nicht nur manche Männer, die verständnislos gegenüber meinen Stimmungsschwankungen reagierten. Viel öfter kam das Kopfschütteln aus den eigenen Reihen; Frauen, die mit aufgerissenen Augen entgegnen: „Das kannst du doch nicht laut sagen, dann nimmt dich doch keiner Ernst! Tolle Ausrede!“  Ähm.. hallo? Jeder Mensch, auch Männer, haben einen Zyklus (1). Und nur, weil unsere Umgebung starr und negativ auf Wandel reagiert, heißt das noch lange nicht, dass wir uns unsere zyklische Natur ausreden müssen.

 

Ich habe mich dazu entschieden eher „positiv“ über das prämenstruelle Syndrom (PMS) zu schreiben, weil ich feststellen musste, dass man dankbar sein kann für seinen Zyklus und das Bewusstsein, dass man überhaupt einen besitzt. Viele Frauen in meiner Umgebung unterdrücken ihre natürliche Periode mittels hormoneller Verhütungsmethoden, bei manchen bleibt die Mensis – aus unerfindlichen Gründen – komplett aus oder sie haben die immer wiederkehrende Leidensphasen noch nicht mit dem monatlichen Springen ihres Eis in Verbindung gebracht. Natürlich gibt es auch viele Frauen, die einen funktionierenden Zyklus haben, aber nicht an PMS leiden. Was der Unterschied ist, darüber streitet sich die Wissenschaft.


Ich für meinen Teil habe einfach keine Lust mehr mich für die biologischen Wunder – was der Eisprung und das Abstoßen der Gebärmutterschleimhaut im Endeffekt sind – zu schämen. Klar, ich fühle mich in dieser Zeit dick, schwach, fettig, ungeliebt, fehlerhaft und weinerlich. Und daran werde ich leider nicht viel ändern können. Was ich allerdings ändern kann, ist die Beurteilung der Situation und mein Umgang mit mir und meinem Körper!

Und was hilft mir in dieser Zeit?

Zuerst einmal habe ich mich davon verabschiedet, dieses „Problem PMS“ irgendwann zu 100% unter Kontrolle bringen zu können. Denn genau da beißt sich die Katze in den Schwanz. Kontrolle habe ich in dieser Zeit keine und das macht mir Angst und erhöht die innere Unruhe noch mehr! Kontrolle haben jetzt meine Hormone, mein Körper und das ist ok. Ich habe mich davon befreit, dass ich zu jeder Zeit immer gleich sein muss: gleich glücklich sein, gleich auf Situationen reagieren und gleich im Job/Privatleben performen muss. 

Das hat mich – so simpel das auch klingen mag – extrem erleichtert. Mir zu erlauben auch mal ambivalent zu sein. Es ist ok, wenn ich – trotz teuren Abos – für eine Woche weder klettern, noch bouldern oder zu Karate gehe. Es ist ok, wenn ich stattdessen zu meiner Akupunkteurin gehe oder mir eine Massage genehmige, fünf Tüten Chips in mich reinstopfe oder meine Familie und Freunde für ein paar Tage ghoste

Denn es muss mir gut gehen! Wenn ich mich nicht um mich kümmere, wer dann? 

Ich empfinde es auch (manchmal) als Wohltat meine aggressive Grundstimmung gerade dann richtig auszunutzen und meinen Chef anzupöbeln. Ich brauche deshalb keinen Aggressionsbewältigungskurs. Ich sehe das eher so, dass in der Zeit meine Aggression über mein Harmoniebedürfnis siegt und Dinge angesprochen werden, die es zu klären gibt und wozu mir in den drei anderen Wochen der Mut fehlt.

Nun habe ich „leichter“ reden. Ich habe weder eine eigene Familie noch Kinder, die bekanntlich nicht so positiv auf ambivalente Eltern/Umfeld reagieren. Ich habe die Freiheit, komplett nur mir zu zuhören. Deshalb möchte ich euch hier nun ein paar – basierend auf eigener Erfahrung, teilweise unterstützt durch wissenschaftliche Studien (siehe Anhang) – Tipps vorstellen, die einem helfen können, nicht komplett von der Welle namens PMS davorgespühlt zu werden.

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Ausgewählte Tipps und Tricks aus der Wissenschaft und aus persönlicher Erfahrung:

Zu Beginn muss selbstverständlich durch den/die Frauenarzt/-ärztin abgeklärt werden, dass physisch alles in Ordnung ist. Auch ist wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn depressive Verstimmungen länger anhalten, der Leidensdruck zu hoch ist und aus dem PMS ein prämenstruelles dysphorisches Syndrom (PMDS) wurde.

Dann gibt es natürlich die allseits bekannten Tipps, auf die ich nicht weiter eingehen möchte:

Weniger rauchen, kein Alkohol oder Kaffee, Dysstress vermeiden und keine Schokolade, hormonelle Verhütungsmethoden und andere (apothekenpflichte) Medikamente gegen Brustspannen, Wassereinlagerungen oder Schlafprobleme. Auch können Antidepressiva in vielen Fällen Hilfe verschaffen (2). 

Aus der Natur

  1. Vitex agnus castus (Mönchpfeffer) ist ein effektives und gut verträgliches Mittel und sorgt nachweislich für Linderung der mentalen und körperlichen Leiden (3,4). 
  2. Zyklustees aus Himbeerblättern, Brennessel, Birne, Rosmarin oder Frauenmantel sollen einigen Frauen helfen, wissenschaftlich bewiesen ist es allerdings nicht direkt (5).  
  3. Das neue Hype-Allheilmittel Cannabidiol (CBD) wird auf einigen Blogs als hilfreich angepriesen mit dem Querverweis, dass es bei Depression und Epilepsie in der psychiatrischen Forschung angewendet wird und funktioniert (6). Stimmt! Allerdings in so hohen Dosen, dass Frau in einem Zyklus circa 1600 € ausgeben müsste. 
  4. Mein ABSOLUTER Geheimtipp! Wirklich das einzige, was mir bisher merklich half, sind die Alchemilla (Frauenmantel) Tropfen von der Firma CERES. Schweineteuer, aber hilfreich. Nach einem Monat hat sich mein Schweizer-Uhrwerk-gleicher Zyklus um 9 Tage verschoben und ich bin ruhiger, weniger panisch, entspannter mit der Situation und habe weniger Ängste. Ich kann jedem nur ans Herz legen, die mal für ein paar Monate zu testen (15-20 Tropfen/Tag in ein Glas Wasser). Da es sich hier um Homöopathie handelt, kann ich keine Studie verlinken. Mir hilft es und empfohlen hat es mir meine Gynäkologin. 

Wie auch bei CBD ist es unwichtig, was der Masse hilft und ob sich die Effekte empirisch testen lassen. Wichtig ist, was einem selbst hilft. 

Körper und Seele

  1. Ein weiteres Hype-Allheilmittel: die Meditation. Ich meditiere seit mehr als einem Jahr fast täglich, mal mit der App Calm, mal Zen-mäßig in Stille. Ich merke keinen direkten Effekt auf mein PMS, allerdings fühl ich mich rundum wohler in meiner Haut, bin geduldiger und kann beschissene Situationen besser annehmen. Alles Skills, die in der PMS Woche von Vorteil sind. 
  2. Durch intensive Forschung belegt ist der Einfluss von Spurenelementen wie Magnesium, Calcium oder Eisen auf das Wohlbefinden vor der Periode (7). Krämpfe verschwanden bei mir fast völlig, nachdem ich begann täglich Eisen (20mg/Tag), Vitamin B12 (1mg/Tag) und Omega-3 (Leinöl: 2 EL/täglich) zu mir zu nehmen. 

Was die oben genannten Tipps leider alle gemein haben, ist, dass eine Wirkung nicht über Nacht eintritt. Mindestens zwei Zyklen sollte man testen, ob eine Besserung eintritt. Man muss sich leider Zeit lassen, einiges austesten und sich mit sich selbst beschäftigen wollen. Das ist anstrengend, aber man lernt so viel über den Menschen, mit dem man schließlich so lange Zeit verbringt – mit sich selbst. 

Eure Annabel

(1) „Testosterone, aging, and the mind“, Harvard Men’s Health Watch (2008)
(2) Was hilft beim prämenstruellen Syndrom, Apothekenumschau (2020)
(3) „Treatment for the premenstrual syndrome with agnus castus fruit extract: prospective, randomized, placebo controlled study“, Schellenberg (2001)
(4) „A molecular docking study of phytochemical estrogen mimics from dietary herbal supplements“, Powers et al. (2015)
(5) Lexikon der Frauenkräuter, Madejsk (2008)
(6) „Translational Investigation of the Therapeutic Potential of Cannabidiol (CBD): Toward a New Age“, Crippa et al. (2018)
(7) „A systematic review of the role of vitamin D and calcium in premenstrual synstrome“, Abdi et al. (2019)

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Freiheit

Bis später. Eine Motorradreise alleine als Frau.

Wie kommt man auf die Idee, alleine als Frau mit dem Motorrad loszufahren? Über die Lust darauf, unkonventionelle Wege auf der Suche nach sich selbst zu gehen. 

Ursprünglich fing ich mit dem Motorradfahren an, weil es die beste Möglichkeit darstellte, mit sechzehn Jahren vom Dorf in die Stadt zu kommen. Und weil es mir das erste Mal eine unheimliche Freiheit ermöglichte: Ungebunden von Personen und Zeit, andere Orte zu erreichen. Ehrlich gesagt hat sich das bis heute nicht geändert. Vielleicht ist genau diese Möglichkeit des selbstbestimmten Unterwegs-Seins ein heimliches Versprechen? Dinge zu finden, nach denen wir nicht suchen, weil wir ihnen nirgendwo anders begegnen, als in einer fernen Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die zugleich Angst macht und begeistert, die eben immer wieder, trotz alledem, Sehnsucht auslöst. 

Und genau diese Sehnsucht ist der Grund für meine Solo-Reise mit dem Motorrad. In 20 Tagen auf einer Strecke von 3.500 Kilometern durch die Länder Österreich, Italien, Frankreich und die Schweiz. Auf einer 125er HONDA Richtung Süden, mit einer Maximalgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Im Gepäck: Ein kleines Zelt, ein bisschen Kaffee und viel gute Musik. Ganz nach dem Credo: Einfach losfahren, mit einer hoffentlich sinnvollen Kombination von Plänen und Spontanität. 

Vielleicht braucht es manchmal eine gewisse romantische Vorstellungskraft, um die Grenzen von Realität und Naivität verschwimmen zu lassen?

Elizabeth Gilbert schreibt in ihrem Bestseller „Big Magic“ davon, dass wir vielleicht unser gesamtes Leben damit verbringen, einer Neugier zu folgen, mit dem Risiko, am Ende absolut nichts vorzuweisen zu haben – außer einer Sache. Genugtuung darüber zu verspüren, dass wir ein ganzes Leben in Hingabe an die edle, menschliche Tugend der Wissbegierde verbracht haben. Und das sollte mehr als ausreichend sein, dass man ein reiches und herrliches Leben geführt hat. 

Gerade in der heutigen Zeit als Teil einer Generation, die als Brückengeneration an der Schnittstelle zwischen „alten“ Denkweisen unserer Eltern und der hochdigitalen Generation nach uns steht, liegt der Fokus auf der Suche nach sich selbst und einem tieferen Sinn des Lebens. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man am meisten über sich und das Leben lernt, wenn man sich Herausforderungen stellt. Wenn man sich bewusst dem Risiko aussetzt, zu scheitern und – das mit der ebenso großen Wahrscheinlichkeit – zu wachsen. 

Muss man alleine mit dem Motorrad durch die Welt fahren, um sich selbst zu finden? 

Natürlich nicht, aber was spricht eigentlich dagegen? Jeder hat seine ganz eigene Art und einen eigenen Weg, Antworten zu finden. Für mich ist es diese Reise, die ich nicht nur für mich selbst mache. Es geht vielmehr darum, konventionelle Denkmuster aufzubrechen. Einen ersten Versuch zu starten, das Solo-Reisen mit dem Motorrad als Frau ein Stück weit aus der Schubladen-Nische zu nehmen. Denn es gibt so viel mehr zwischen einem All-Inklusive-Urlaub mit ganztägigem Buffet und Reizüberflutung und der Identifikation mit einer bestimmten Menschengruppe wie der klassischen „Biker-Szene“. Sowohl das Leben, als auch das Reisen sind persönliche Erfahrungen, die wir nach dem richten, was uns wichtig ist, was uns glücklich macht. 

Und das ist der eigentliche Grund für diese Reise. Unterwegs zu sein mit dem Motorrad verbindet mich auf besondere Art und Weise mit alledem, was mir am wichtigsten ist: Mit Menschen und der Natur. Aber auch mit den Erfolgen und Zweifeln, den Erlebnissen und Erkenntnissen, die eine solche Reise birgt. 

Es geht nicht darum, möglichst schnell an einem Ort anzukommen, sondern ganz bewusst Momente und Situationen zu erfahren, die mich ein Stück weiter an einen Punkt bringen – obwohl ich ehrlich gesagt noch nicht weiß, ob das wirklich der Ort ist, an dem ich ankommen will. Aber wenn ich es nicht versuche, werde ich es auch nicht herausfinden. 

Also bleibt nur Eines: Einfach loszufahren. 

Blogartikel von Laura Niklaus

laura_niklaus_portrait

Auf ihrer Website www.studiowoandertraveltales.de, dem dazugehörigen Podcast und auf Instagram unter laura_nkls berichtet Laura von den Erlebnissen auf ihrer Solo-Reise mit dem Motorrad.